Diabetische Gastropathie und Gastroparese

Die diabetische Gastropathie ist ein schleichender Prozess, die Symptome sind in der Anfangsphase eher unspezifisch oder bleiben ganz aus. Sie gilt als Folgeerkrankung des Diabetes mellitus und ist sowohl in der Entstehung als auch später in der Therapie von Ernährungsaspekten beeinflussbar.
Person legt die Hände auf den Bauch einer liegenden Person

Was sind Gastropathie und Gastroparese?

Hinter dem Fachbegriff der diabetischen Gastropathie verbirgt sich eine Nervenschädigung, die zu einer Funktionsstörung des Magens führt (Gastroparese). Der Speisebrei im Magen wird nur eingeschränkt oder verzögert weitergeleitet. Es kommt zur Entleerungsstörung (Gastroparese). Die Problematik wird durch eine gestörte Koordination der Muskulatur in der Magenwand ausgelöst. Die Erkrankung kann bei Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 vorkommen, wobei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 häufiger betroffen sind. [1, 2]

Unterschied Gastropathie und Gastroparese
Mit dem  Begriff Gastroparese wird die Funktionsstörung des Magens ausgedrückt, die z.B. aufgrund einer Gastropathie entstehen kann. Gastropathie = Schädigung der Magennerven, Gastroparese = Funktionsstörung des Magens.  

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Ursachen der Gastropathie

Die Funktionsstörung des Magens wird ausgelöst durch eine Schädigung der Nerven. Sie ist vergleichbar mit Nervenschädigungen in Händen und Füßen (Polyneuropathie), Augen (Retinopathie) oder im unteren Harntrakt (Zystopathie). Die vorliegenden Nervenschädigungen sorgen für Veränderungen der Magen-Schrittmacherzellen, welche für die Koordination der Magenbewegung nötig sind. Wie bei allen Neuropathien (Erkrankungen des peripheren Nervensystems), gilt eine unzureichende Blutzuckereinstellung über einen längeren Zeitraum als Haupteinflussfaktor für diese Entwicklung. [3]

Deshalb ist die diabetische Gastropathie eine der möglichen Spätfolgen des Diabetes mellitus [5]. Übergewicht oder Adipositas begünstigen die Entstehung einer Gastroparese zusätzlich [4]. Frauen sind häufiger betroffen als Männer [4].

Symptome einer Gastropathie

Eine Gastropathie/ -parese kann lange symptomlos sein. Einige Betroffene berichten von frühzeitigem Sätte- oder Völlegefühl, Aufstoßen, Oberbauchschmerzen bis hin zur Übelkeit und/oder Erbrechen. Etwa 5-12 % der Menschen mit Typ 1 und 2 Diabetes sind von den genannten Beschwerden betroffen [3]. Sie entstehen, weil die Weiterleitung des Mageninhalts gestört ist und sich eine Art Stau bildet. Sollten Symptome dieser Art vermehrt auftreten, hole dir medizinischen Rat ein.

Wie wird eine Gastropathie diagnostiziert?

Zur Diagnostik stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Ohne größeren Aufwand kann eine Ultraschalluntersuchung nach einer Testmahlzeit, ein EGG des Magens (Elektrogastrografie) oder eine Magenspiegelung Aufschluss geben. Für Menschen mit Typ 1 Diabetes steht der sogenannte „Haferflockentest“ zur Verfügung. Bei diesem Test wird der Anstieg des Blutzuckers nach 20 Minuten gemessen, nachdem eine bestimmte Menge Haferflocken verzehrt wurde. Liegt eine Gastroparese vor, bleibt der Blutzucker unter 160 mg/dl. [2]

Eine weitere häufig verwendete Methode, um eine Magenentleerungsstörung zu diagnostizieren (Typ 1 und Typ 2) ist die sogenannte Magenentleerungsszintigrafie [3]. Bei dieser Untersuchung wird schwach radioaktives Material mit einer Mahlzeit aufgenommen und der Transport des Speisebrei bildlich dargestellt [8].

Therapie der Gastropathie

Therapeutisch wirksam ist sowohl die medikamentöse als auch die Ernährungstherapie [2, 4]. Für die medikamentöse Therapie stehen u.a. Medikamente zur Vorbeugung oder Behandlung von Übelkeit und Erbrechen [2, 4] oder Prokinetika (Medikamente, welche die Magenbewegung anregen) zur Verfügung [3]. Direkte Heilungsmöglichkeiten der geschädigten Magennerven sind, wie bei allen Neuropathien, leider nicht möglich.

Die Ernährungstherapie ist sehr bedeutsam und hat einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Wichtige Ernährungsempfehlungen bei einer Gastropathie sind: [2, 3, 4]

  • Verteilung der Nahrungsaufnahme auf 6–8 kleinere Mahlzeiten
  • Beachtung einer bedarfsgerechten Eiweißaufnahme
  • ballaststoffarme Lebensmittelauswahl
  • eher fettarme Lebensmittelauswahl
  • weiche oder flüssige Nahrung bevorzugen
  • Verzicht auf Alkohol, Kaffee, Nikotin und Schokolade
  • aufrechtes Sitzen oder gehen  bis zu 30 Min. nach einer Mahlzeit
  • bei Insulinpflicht eine Reduzierung des Spritz-Ess-Abstandes nach ärztlicher Absprache

Zur praktischen Umsetzung der Ernährungstherapie empfehlen wir die Unterstützung einer anerkannten Ernährungsfachkraft.

Folgen einer Gastropathie

Die Hauptfolge der Gastropathie ist die diabetische Gastroparese, bei der die verzögerte Magenentleerung im Vordergrund steht. Die Folgen der verzögerten Magenentleerung sind vielfältig, folgende Aufzählung gibt eine Übersicht dazu:[1]

  • im Stau stehender Mageninhalt kann die Schleimhaut an den Magenwänden reizen
  • erhöhte Wahrscheinlichkeit von Magenschleimhautentzündungen (Gastritis)
  • sehr hohe Belastung durch andauerndes Völlegefühl
  • eingenommene Medikamente sind in ihrer Wirkung eingeschränkt oder verzögert
  • verzehrte Kohlenhydrate werden verzögert aufgenommen

Letzteres ist besonders problematisch, wenn Patient:innen Insulin spritzen und das Insulin schneller wirkt, als die Kohlenhydrate aufgenommen werden. Ein erschwertes Blutzuckermanagement, Blutzuckerschwankungen und Unterzuckerungen sind die Folge [1, 2].

Quellen

[1] facharztwissen 2023 [online] Diabetische Gastropathie [zitiert am 16.10.23] URL: https://www.medicoconsult.de/diabetische_gastropathie/

[2] Stiefelhagen, P. Diagnostik und Therapie sind schwierig. Info Diabetol 12, 45 (2018). https://doi.org/10.1007/s15034-018-1253-0

[3] RDZ – Rheinisches Diabeteszentrum 2022 [online] Diabetische Magenentleerungsstörung (Gastroparese) [zitiert am 16.10.23] https://www.rheinisches-diabeteszentrum.de/diabetische-magenentleerungsstoerung-gastroparese/

[4] Biesalski, HK. Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York. 5. Auflage 2018, S859-60

[5] facharztwissen 2023 [online] Diabetisches Spätsyndrom [zitiert am 13.10.23] https://www.medicoconsult.de/diabetisches_spaetsyndrom/

[6] Bharucha AE, Kudva YC, Prichard DO. Diabetic Gastroparesis. Endocr Rev. 2019 Oct 1;40(5):1318-1352.

[7] Camilleri M, Chedid V, Ford AC, Haruma K, Horowitz M, Jones KL, Low PA, Park SY, Parkman HP, Stanghellini V. Gastroparesis. Nat Rev Dis Primers. 2018 Nov 1;4(1):41.

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