Broteinheit: Praktische Hilfe für die Insulintherapie

Broteinheiten erleichtern die Insulinberechnung und unterstützen bei der Erstellung von Ernährungsplänen. Doch was steckt dahinter, und wie wendest du sie richtig an? Erfahre hier alles über Broteinheiten, ihre Bedeutung und wie du sie optimal in deinen Alltag integrierst.
Verschiedene kohlenhydratreiche Lebensmittel und ein Blutzuckermessgerät

Was ist eine Broteinheit?

Eine Broteinheit (BE) ist eine Angabe zum Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln: Eine BE entspricht 12 g Kohlenhydraten. Diese Menge findet sich beispielsweise in einer 25 g schweren Scheibe Weißbrot, woraus auch der Begriff „Broteinheit“ entstand. In der Schweiz verwendet man jedoch die Maßeinheit Brotwert (BW), die 10 g Kohlenhydraten entspricht. [1]

Die Einführung der Broteinheiten erfolgte 1963 im Rahmen der sogenannten Diätverordnung, die speziell gekennzeichnete Lebensmittel für Diabetiker regelte. Doch mit der Weiterentwicklung des Verständnisses von Diabetes wurde diese Verordnung überarbeitet: 2010 wurden die Passagen zu Broteinheiten gestrichen, und 2016 folgte die EU-weite Abschaffung der „Insulin-Broteinheiten“. [2, 3, 4]

Das Wichtigste in Kürze

  • Broteinheiten (BE) helfen, den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln und die benötigte Insulinmenge zu berechnen.
  • Eine BE entspricht 12 g Kohlenhydraten, während Kohlenhydrateinheiten (KE) 10 g entsprechen.
  • Broteinheiten wurden ursprünglich für die Diabetiker-Ernährung entwickelt, sind jedoch in der heutigen Therapie weniger relevant.
  • BE und KE erleichtern insulinpflichtigen Personen die Planung einer ausgewogenen Ernährung.
  • Moderne Ansätze berücksichtigen zusätzlich den glykämischen Index von Lebensmitteln.

Broteinheit und Kohlenhydrateinheit – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Sowohl Broteinheiten (BE) als auch Kohlenhydrateinheiten (KE) geben den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln an. Eine KE entspricht 10 Gramm Kohlenhydraten, wodurch es sich oft leichter mit KE rechnen lässt als mit BE. Historisch war KE in den neuen Bundesländern verbreiteter, während in den alten Bundesländern BE bevorzugt wurde. [1]

Für wen sind Kohlenhydrat- und Broteinheiten hilfreich?

Die Einheiten erleichtern insbesondere insulinpflichtigen Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 den Alltag. Sie helfen:

  • Die Insulindosis für eine Mahlzeit zu berechnen.
  • Ausgewogene Ernährungspläne zu erstellen.

Als Orientierung gilt: Bei einer täglichen Kalorienzufuhr von 1.500 kcal sollten etwa 15 BE konsumiert werden, bei 2.000 kcal etwa 20 BE [4].

Jedoch berücksichtigen BE den glykämischen Index (GI) nicht. Dieser zeigt an, wie stark ein Lebensmittel den Blutzucker ansteigen lässt. Beispielsweise haben eine Scheibe Baguette und ein Vollkornbrötchen mit Putenbrust die gleiche Anzahl an BE, beeinflussen den Blutzucker jedoch unterschiedlich. Die enthaltenen Kohlenhydrate im Vollkornbrot werden aufgrund der enthaltenen Ballaststoffe deutlich langsamer aufgenommen und der Blutzucker steigt weniger stark an, was bei der Insulintherapie beachtet werden sollte. [4]

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Broteinheiten berechnen für verschiedene Lebensmittel

Um die Insulindosis zu berechnen, teilst du Lebensmittel in drei Kategorien ein [1]:

1. Lebensmittel ohne Kohlenhydrate, die nur Fett und Protein enthalten:

  • Fett (z. B. Öl, Butter, Margarine)
  • Käse
  • Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch und Wurst

2. Lebensmittel mit wenigen Kohlenhydraten:

  • Gemüse (z. B. Salat, Tomaten, Gurken)
  • Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbitol, Xylitol und Erythrit)

3. Lebensmittel mit relevanten Kohlenhydraten:

  • Getreideprodukte (z. B. Nudeln, Reis, Müsli, Brot)
  • Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Bohnen, Erbsen)
  • Kohlenhydratreiches Gemüse (z. B. Kartoffeln, Kürbis, Mais)
  • Obst
  • Milch und Milchprodukte (z. B. Joghurt, Quark und Desserts)
  • zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten

Alkoholische Getränke wie Bier oder Wein erhöhen die Gefahr einer Hypoglykämie und sollten daher nur in Maßen konsumiert werden [1].

Um die BE einer Mahlzeit zu berechnen, wiegst du die jeweiligen Lebensmittel ab und ermittelst mit einem Broteinheiten-Rechner oder im Kopf, wie viele BE diese enthalten.

Beispielrechnungen:

  • Für einen Apfel schaust du in einer BE-Tabelle, wie viel Gramm einer Broteinheit entsprechen. Für einen Apfel sind das 100 g. Anschließend wiegst du deinen Apfel. Wiegt dieser zum Beispiel 140 g, entspricht er 1,4 BE.
  • Bei verpackten Lebensmitteln orientierst du dich an den Angaben auf der Verpackung: Enthält ein Fertiggericht zum Beispiel 15 g Kohlenhydrate pro 100 g und die Packung enthält 400 g, sind insgesamt 60 g Kohlenhydrate enthalten. Diese teilst du durch 12, um die BE zu errechnen und erhältst für die gesamte Packung 5 BE.

Broteinheiten-Tabelle für gängige Lebensmittel

Lebensmittel Menge für 1 BE 
Brot  
1 Scheibe Baguette oder Toast 25–30 g 
½ Scheibe Brot 30 g 
½ Brötchen 30 g 
2 Scheiben Knäckebrot oder Zwieback 15–20 g 
Getreide und Müsli  
2 EL Reis (gekocht) 50 g 
2 EL Haferflocken oder Müsli 20 g 
1 EL Cornflakes oder Cerealien 15 g 
Obst  
1 Apfel oder Birne 100 g 
½ Banane oder Mango 90 g 
10 Weintrauben oder Kirschen 80 g 
2 Mandarinen 120 g 

Quellen

[1] Deutsche Diabetes Hilfe. Broteinheiten (BE) bzw. Kohlenhydrateinheiten (KE) berechnen. https://www.diabetesde.org/broteinheiten-bzw-kohlenhydrateinheiten-ke-berechnen

[2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2010). Vorschriften für Diabetiker-Lebensmittel aufgehoben. DGEinfo 12/2010. https://web.archive.org/web/20140529150727/http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1108

[3] Bundesinstitut für Risikobewertung (2007). Spezielle Lebensmittel für Diabetiker sind nicht nötig. Stellungnahme Nr. 017/2008. https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/spezielle_lebensmittel_fuer_diabetiker_sind_nicht_noetig.pdf

[4] Nussbaumer, H. (2019). Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes. doi:10.1007/978-3-662-57808-7 

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