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ToggleEinfluss von Ernährung und Lebensstil auf Diabetes
Sowohl bei Prädiabetes als auch bei frühem Diabetes mellitus Typ 2 besteht die Chance, die Erkrankung ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Durch eine Umstellung von Ernährung und Lebensstil können sich die Blutzuckerwerte normalisieren. Die Balance des Körpers zwischen Insulinempfindlichkeit und Insulinproduktion wird wieder hergestellt. Heilbar ist Diabetes jedoch nicht und die Erkrankung kann so weit fortschreiten, dass eine Insulintherapie nötig wird. Daher ist es wichtig, die neue Ernährungsweise dauerhaft beizubehalten.
Zusammenhang: Zucker, Insulin, Diabetes
Diabetes mellitus Typ 2 ist durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet. Die Reaktion der Körperzellen auf den Botenstoff Insulin ist deutlich reduziert. Das Signal für die Aufnahme der Glukose aus dem Blut wird nicht ausgelöst und der Zucker bleibt im Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt. Zunächst versucht die Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz auszugleichen, indem sie mehr Insulin produziert. Erschöpft sich dieser Mechanismus durch Schädigung der insulinproduzierenden Zellen, entsteht Diabetes Typ 2.
Ursachen für die Insulinresistenz sind neben einer genetischen Veranlagung Übergewicht, eine Überversorgung des Körpers mit Nährstoffen und Bewegungsmangel. Häufig entsteht die Zuckerkrankheit schleichend. Patient:innen durchlaufen eine Phase, die Mediziner:innen als Prädiabetes bezeichnen. Bei Routineuntersuchungen werden leicht erhöhte Nüchternblutzuckerwerte festgestellt, die aber noch nicht als Diabetes eingestuft werden.
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Individuelle Ernährung statt allgemeiner Diät
Die Ernährung bei Diabetes ist keine spezielle Diät. Kohlenhydrate sind auch bei Diabetes erlaubt. Vielmehr geht es darum, eine vollwertige und ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und Rohkost umzusetzen und die Kalorienaufnahme dem Verbrauch anzupassen. Übergewichtige Diabetiker:innen sollten zudem eine Gewichtsabnahme anstreben. Das wirkt sich positiv auf die Insulinempfindlichkeit aus.
➚ Hier liest du mehr zum Abnehmen mit Diabetes.
Wie die Ernährungsempfehlungen bei Diabetes im Detail aussehen, ist individuell unterschiedlich. Alter, Aktivität, sonstige Erkrankungen und das Körpergewicht spielen eine Rolle und müssen berücksichtigt werden. In einer Diabetes-Schulung mit Ernährungsberatung lernst du, einen optimalen Ernährungsplan zu erstellen.
Ernährungsplanung bei Diabetes Typ 2
Ein Ernährungsplan bei Diabetes Typ 2 bietet eine gute Hilfestellung, die geänderte Ernährung beizubehalten. Gerade in der ersten Zeit der Umstellung sind Rückfälle in alte Ernährungsgewohnheiten häufig. Einen Ernährungsplan kannst du am Abend des Vortages für den nächsten Tag erstellen oder an einem Tag für die gesamte Woche. Dies hilft auch, den Einkauf zu planen und die „richtigen“ Lebensmittel auszuwählen.
Die allgemeinen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung gelten auch bei Diabetes. Du solltest deine Mahlzeiten so gestalten, dass die Hälfte deines Tellers aus Gemüse, Salat und Obst besteht, ein Viertel aus Sättigungsbeilagen (z. B. Vollkornbrot, Vollkornnudeln) und das letzte Viertel aus der Eiweißquelle (z. B. Hülsenfrüchte, Milchprodukte, Fisch, Eier). Ergänze deine Mahlzeit mit etwas pflanzlichen Öl. [1, 2]
Broteinheiten und verwertbare Kohlenhydrate
Vor allem Diabetiker:innen, die auf eine Insulintherapie angewiesen sind, sollten den Kohlenhydratanteil ihrer Mahlzeiten genau einschätzen können. Kohlenhydrate haben den größten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Zehn Gramm erhöhen den Blutzucker um bis zu 40 mg/dl oder 2,22 mmol/l.
Für die Berechnung der Insulindosis werden die Broteinheiten (BE) oder die Kohlenhydrateinheiten (KHE) herangezogen. Eine Broteinheit (1 BE) entspricht zwölf Gramm verwertbaren Kohlenhydraten. Die Kohlenhydrateinheit (1 KHE) entspricht zehn Gramm verwertbaren Kohlenhydraten. Auf Lebensmittelverpackungen ist der Kohlenhydratanteil pro 100 Gramm des Nahrungsmittels angegeben. Diesen Wert teilst du durch zwölf bzw. durch zehn (je nachdem, ob du mit BE oder KHE rechnest). Damit erhältst du die BE oder KHE für 100 Gramm des Nahrungsmittels. Nimmst du mehr als 100 Gramm zu dir, erhöhst du auch die BE bzw. KHE entsprechend.
Mit den berechneten Broteinheiten bzw. Kohlenhydrateinheiten erhältst du die Anzahl an Insulineinheiten (Insulindosis), die du spritzen musst. Eine Insulineinheit senkt den Blutzucker um bis zu 40 mg/dl oder 2,22 mmol/l. Es gibt Tabellen, die anzeigen, wie viel Gramm eines Lebensmittels einer BE oder KHE entsprechen. [2, 3]
Für alle kohlenhydratreichen Lebensmittel sind bei einem insulinpflichtigen Diabetes BE oder KHE zu berechnen. Dazu gehören: [3]
- Getreide, Brot, sonstige Getreideprodukte
- Sojaprodukte
- Milch und Milchprodukte (außer Käse)
- kohlenhydratreiche Gemüsesorten (z. B. Mais, Kartoffeln)
- Obst
- zuckerhaltiger Brotaufstrich
- Getränke: Alkohol und zuckerhaltige Getränke
- Süßigkeiten, Eis, Knabbereien
Geeignete Lebensmittel für Diabetiker:innen
Willst du als Diabetiker:in deine Mahlzeiten aus geeigneten Lebensmitteln zusammenstellen, solltest du den Kohlenhydratgehalt verschiedener Nahrungsmittel kennen. Viele Lebensmittel enthalten Kohlenhydrate. Nicht alle haben den gleichen Einfluss auf den Blutzucker. Um die Einschätzung von Produkten zu erleichtern, gibt es den glykämischen Index (GI). Er ist ein Maß dafür, wie schnell der Blutzucker innerhalb von zwei Stunden ansteigt, wenn so viel von einem Lebensmittel verzehrt wird, dass genau 50 Gramm Kohlenhydrate enthalten sind. Als Vergleich dient Traubenzucker. Er hat einen glykämischen Index von 100.
Für die Ernährung bei Diabetes sind Nahrungsmittel geeignet, die einen niedrigen oder mittleren glykämischen Index aufweisen. Lebensmittel mit hohem GI lösen eine starke Insulinausschüttung aus. Der Blutzucker steigt rasant an und fällt schnell ab. Das kann Heißhunger-Attacken auslösen. Möchtest du Gewicht abnehmen und/oder eine Ernährungsumstellung durchhalten, eigenen sich Lebensmittel, die lange sättigen. Tabellen, die den glykämischen Index verschiedener Lebensmittel auflisten, findest du zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). [5]
Zehn Lebensmittel für Diabetiker:innen
Bei einem Diabetes mellitus Typ 2 ist eine ausgewogene und vollwertige Ernährung entscheidend. Achtest du auf ein gesundes Maß, was bestimmte Lebensmittel betrifft, ist prinzipiell kein Nahrungsmittel verboten. Manche Lebensmittel werden jedoch als empfehlenswerter eingestuft als andere. Folgende zehn Lebensmittel sind gut für Diabetiker:innen geeignet:
- Vollkornprodukte
- Eier
- Chilischoten
- Fisch
- (grünes) Gemüse
- natives Olivenöl
- Nüsse
- Hülsenfrüchte
- Beerenobst
- Naturjoghurt
Hinweis: Es gibt noch viele weitere Lebensmittel, die Diabetiker:innen im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung verzehren können. Diese Liste dient deiner Orientierung und ist nicht vollständig.
Blutzuckersenkende Nahrungsmittel
Manche Nahrungsmittel verfügen über blutzuckersenkende Eigenschaften. Sie können die Ernährung bei Diabetes unterstützen, wenn du sie regelmäßig in den Speiseplan integrierst. Die folgende Liste enthält acht Beispiele für Lebensmittel und Getränke, die Blutzucker und Insulinempfindlichkeit positiv beeinflussen können: [4]
- Hafer
- Avocado
- Knoblauch
- Kurkuma (in Kombination mit schwarzem Pfeffer)
- Zimt
- Tee aus dem Chaga-Vitalpilz
- grüner Tee
- Apfelessig
➚ In unserem Artikel über blutzuckersenkende Lebensmittel liest du mehr.
Achtung! Keines dieser Lebensmittel ersetzt deine Diabetesmedikamente. Die Studienlage bei einigen dieser Lebensmittel ist nicht eindeutig. Miss regelmäßig deinen Blutzucker und hole dir ärztlichen Rat, wenn du Veränderungen in deinen Ernährungsgewohnheiten planst und umsetzt.
Als stoffwechselregulierend hat sich die Haferkur bei Diabetes erwiesen. Dafür nimmst du über drei Tage morgens, mittags und abends ausschließlich Haferbrei zu dir. Die Haferflocken lässt du in kaltem oder heißem Wasser aufquellen. Eine Verfeinerung mit Gewürzen, vielen Gemüsesorten und einigen Obstsorten ist erlaubt. Bevor du mit der Haferkur startest, sprich unbedingt mit deiner behandelnden Arztpraxis über dein Vorhaben.
Zuckerkonsum und Diabetes
Süßigkeiten, aber auch Fruchtsäfte oder Fruchtjoghurt und Fruchtquark enthalten Zucker. Versteckte Zucker finden sich zum Beispiel in Fertigprodukten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln sowie in Konserven, Soßen, bestimmten Wurstsorten oder in Müslis und Müsliriegeln. Auch alkoholische Getränke, Fertigtees oder Smoothies können Zuckerbomben sein. Z
ugesetzt sind Ein- oder Zweifachzucker, die schnell ins Blut gelangen und so unmittelbar den Blutzuckerspiegel erhöhen. Nimmst du viele solcher Produkte im Tagesverlauf zu dir, überschreitest du die empfohlene Zuckermenge von maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr schnell. Der Zuckerkonsum bei Diabetes sollte kontrolliert erfolgen. Besser ist es, naturbelassene Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydraten zu wählen. Diese werden im Körper in ihre Grundbausteine zerlegt, bevor sie nach und nach in die Blutbahn gelangen.
Gibt es verbotene Lebensmittel bei Diabetes Typ 2?
Generell existiert kein Verbot für bestimmte Lebensmittel bei Diabetes. Allerdings sind manche Produkte aufgrund hoher Gehalte an Zucker und ungünstigen Fetten weniger gut geeignet. Sie fördern Blutzuckerspitzen, Übergewicht und führen schnell zu einer zu hohen Kalorienaufnahme. Solche Nahrungs- und Genussmittel solltest du – wenn überhaupt – nur gelegentlich zu dir nehmen. Dazu zählen beispielsweise Fertigprodukte, Süßigkeiten, industrielle Backwaren, Fast Food sowie Soft- und Energydrinks.
Welches Obst ist bei Diabetes eine gute Wahl?
Der Speiseplan von Diabetiker:innen sollte täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst enthalten. Greife lieber zu frischem Obst als zu Trockenobst. Gut geeignete Obstsorten bei Diabetes sind: z. B. Heidelbeeren, Brombeeren und Erdbeeren, Kiwis, Orangen, Sauerkirschen, Aprikosen und Pflaumen.
Wo finde ich spezielle Süßigkeiten für Diabetiker:innen?
Spezielle Süßigkeiten existieren nicht mehr. Die sogenannten Diabetikerprodukte sind aus dem Handel verschwunden. Enthalten war Fruchtzucker, der in Kombination mit dem Fettgehalt der Produkte zur Entwicklung von Übergewicht beigetragen hat.
Quellen
[1] https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/stoffwechsel/ernaehrung-bei-diabetes/
[2] https://www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetes-ernaehrung/
[3] https://www.diabetesde.org/broteinheiten-berechnet
[4] https://www.blutzuckersenken.de/blutzuckersenkende-lebensmittel/
[5] https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/glyx/?L=0