Haferkur bei Diabetes: So funktioniert’s

Ein Inhaltsstoff des Hafers hat eine blutzuckersenkende Wirkung. Die darauf aufbauende Haferkur macht sich dies zunutze und kann Diabetes verbessern. Hier erfährst du, warum Hafer bei Diabetes so gut ist und wie du eine Haferkur durchführst.
zwei Schüsseln mit Haferbrei

Wofür ist eine Haferkur gut?

Haferkuren helfen dabei, den Insulin- und Blutzuckerspiegel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diabetes Typ 2 entsteht, wenn die Körperzellen zunehmend unempfindlich auf Insulin reagieren. Dadurch wird immer mehr Insulin ausgeschüttet, die Sensitivität der Zellen nimmt stetig ab und der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht, was die weitere Ausschüttung von Insulin bewirkt. Mit einer Haferkur lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen und die Insulinsensitivität wieder steigern. [3]

Regelmäßige Hafertage können das Fortschreiten einer Diabeteserkrankung im Anfangsstadium verhindern. Auch die Menge an Antidiabetika, die Menschen mit Diabetes einnehmen müssen, um den Blutzuckerspiegel zu senken, kann sich mit einer Haferkur verringern lassen. [3]

Wie macht man eine Haferkur?

Bei einer Haferkur ernährst du dich drei Tage lang ausschließlich von Hafer. Dazu lässt du morgens, mittags und abends jeweils 75 Gramm Haferflocken in 300 bis 500 Milliliter Wasser oder fettfreier Gemüsebrühe quellen. Zum Verfeinern kannst du etwas kalorienarmes Gemüse, Kräuter und/oder zuckerarmes Obst verwenden.

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So hilft die Haferkur bei Diabetes

Hafer ist als Getreide reich an Ballaststoffen: zehn Gramm auf 100 Gramm Hafer. Etwa die Hälfte davon ist Beta-Glucan. Dieser Ballaststoff verleiht dem Hafer den Großteil seiner gesundheitsfördernden Wirkung. Er bindet viel Flüssigkeit im Darm und sorgt dafür, dass die Nährstoffe aus der Nahrung nur langsam aufgenommen werden. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an und es wird weniger Insulin ausgeschüttet.

Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass Hafer Heißhungerattacken vorbeugen kann. Gleichzeitig senken Beta-Glucane den Cholesterinspiegel, entfetten eine Fettleber und unterstützen als Probiotika bestimmte Bakterienstämme im Darm, die ebenfalls mit gesundheitsfördernden Wirkungen in Verbindung gebracht werden. [3]

Anleitung für eine Haferkur

Da sich eine Haferkur direkt auf den Blutzucker- und Insulinspiegel auswirkt, ist es dringend erforderlich, sie nur in Absprache mit deinen behandelnden Ärzt:innen durchführen. Eventuell müssen Antidiabetika, die du einnimmst, an die Hafertage angepasst werden, damit es nicht zu einer Unterzuckerung kommt. Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst du deine erste Haferkur auch unter ärztlicher Beobachtung durchführen. [3]

Der Speiseplan für die Haferkur

Bei den meisten Haferkuren gibt es morgens, mittags und abends jeweils eine Portion Haferbrei aus 75 Gramm Haferflocken zu essen. Diese lässt du ausschließlich entweder in 300 bis 500 Milliliter Wasser oder in fettfreier Gemüsebrühe quellen (mind. 5 Min.). Der Haferbrei wird ohne Eiweiß und Fett zubereitet – kein Öl, Ei, Kakao, keine Butter, Milch, Nüsse usw. Es gibt keine Zwischenmahlzeiten. Der Abstand zwischen zwei Hafermahlzeiten sollte mind. vier Stunden sein. Für etwas Abwechslung sorgen:

  • Bis zu 100 Gramm kalorienarmes Gemüse pro Tag*
  • Kräuter und Gewürze
  • Bis zu 50 Gramm Obst pro Tag* 

*frisch oder Tiefkühlware ohne Zucker-/Salzzusatz, keine gesüßten Konserven o. Ä.

Auch Süßstoff ist erlaubt, Zucker, Honig und andere Süßungsmittel allerdings nicht. Das gilt auch für kalorienhaltige Getränke wie Fruchtsäfte, Milch oder zuckerhaltige Limonaden. Trinke mind. zwei Liter kalorienfreie Getränke täglich: Wasser, ungesüßte Tees und max. drei Tassen schwarzen Kaffee ergänzen die Hafermahlzeiten. [5, 6]

Gemüse mit sehr wenig Kohlenhydraten (< 4 g/100 g)

Aubergine, Blattsalate, Blumenkohl, Brokkoli, Chicorée, Kohlrabi, Lauch (Porree), Chinakohl, Fenchel, Grünkohl, Gurke, Sellerie, Tomate, Kohlrabi, Lauch, Mangold, grüne Paprika, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Rosenkohl, Rotkohl, Sauerkraut, Schwarzwurzel, Spargel, Spinat, Weißkohl, Wirsing, Zucchini

Ebenfalls erlaubt: Champignons, Zwiebeln, Knoblauch
Nicht erlaubt: Mais (hoher Zuckergehalt)

Obst mit sehr wenig Kohlenhydraten (< 8 g/100 g)

Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Papaya, Sternfrucht, Zitrone, Limette

Obst mit wenig Kohlenhydraten (< 10 g/100 g)

Kiwi, Stachelbeere, Aprikose, Apfelsine, Orange, Grapefruit, Clementine, Pfirsich, Quitte, Wassermelone

Wie lange dauert eine Haferkur?

Die meisten Haferkuren dauern drei Tage. Die blutzucker- und insulinsenkende Wirkung der Haferkur hält etwa vier bis acht Wochen an. Danach kannst du die Haferkur wiederholen. Wenn dir die Haferkur über mehrere Tage zu streng erscheint, kannst du auch mit einem Hafertag pro Woche gute Ergebnisse erzielen [6]. Auch während der Zeit der Haferkur ist tägliche moderate körperliche Aktivität wichtig.

Was bringt ein Hafertag pro Woche?

Wer sich nicht drei Tage lang im Rahmen einer Haferkur einschränken will, kann alternativ einen Hafertag in der Woche einlegen. Die Studienlage diesbezüglich ist sehr dünn. Jedoch hat ein Hafertag pro Woche wahrscheinlich eine ähnlich positive Wirkung auf den Stoffwechsel wie eine Haferkur. Auf jeden Fall hilft der Hafertag dank eines Kaloriendefizits beim Abnehmen und kann eine dauerhafte Ernährungsumstellung unterstützen.

Die Haferkur und ihre Geschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts, als weder die genauen Ursachen für Diabeteserkrankungen, noch die Behandlung mit synthetisch hergestelltem Insulin bekannt waren, war guter Rat teuer. Am vielversprechendsten war damals, die Symptome mit einer speziellen Diät zu bekämpfen: Ärzt:innen ließen ihre Patient:innen fasten und hungern, andere verschrieben eine spezielle Fettdiät oder Kuren, die auf bestimmten Lebensmitteln beruhten. [1]

In dieser Zeit entwickelte auch der deutsche Internist und Diabetologe Carl von Noorden die Haferkur zur Behandlung von Diabetes – zuerst eher zufällig. Ihm war aufgefallen, dass Patient:innen, die aufgrund von Magenproblemen nur Hafersuppe zu sich nahmen, bessere Blutzuckerwerte hatten als solche, die streng fasteten. Mit der Zeit entwickelte er daraus eine spezielle Diät aus Gemüse- und Hafertagen, die die Symptome der Betroffenen mit Diabetes fast immer lindern konnte. [2]

Mit Aufkommen der Insulintherapie in den 1920er Jahren gerieten die vorher propagierten Behandlungsmethoden wie die Haferkur zunehmend in Vergessenheit. Seit einigen Jahren sind sie allerdings wieder auf dem Vormarsch. Schließlich sind sie eine einfache und nachhaltige Alternative zur Behandlung mit teuren Medikamenten.

Quellen

[1] Schadewaldt, H. (1975). Diätetische Therapie. In: Schadewaldt, H. (eds) Geschichte des Diabetes mellitus. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36988-3_7

[2] von Noorden, C. (1917). Behandlung des Diabetes. In: Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42485-8_8 

[3] Remppis, B. A. (2018). Hafertage zur Entlastung des Stoffwechsels. Ernährung & Medizin, 33(04), 175-178. https://doi.org/10.1055/a-0638-6459

[4] Zerm R, Kröz M. (2013). Hafertage bei Insulinresistenz. zkm; 3: 18–22. https://doi.org/10.1055/s-0033-1347919

[5] NDR Ratgeber. (2023). Blutzucker regulieren mit der klassischen Haferkur. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Blutzucker-regulieren-mit-der-klassischen-Haferkur,haferkur108.html

[6] Alexandra von Knobloch. (2022). Haferkur bei Diabetes: So kann sie helfen. Apotheken Umschau. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/diabetes/ernaehrung/haferkur-bei-diabetes-so-kann-sie-helfen-875297.html

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