Diabetes Typ 1: Krankheitsverlauf, Folgen und Therapie

Der Diabetes Typ 1 ist eine Form des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Die Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren, geht verloren. Als Patient:in musst du deinen Körper daher kontinuierlich mit Insulin versorgen.

Definition Diabetes Typ 1

Bei einem Diabetes Typ 1 handelt es sich um eine Erkrankung, die in der Bauchspeicheldrüse ihren Ursprung hat. Die Erkrankung wird durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin verursacht. Deshalb wird Diabetes Typ 1 auch insulinabhängiger Diabetes mellitus genannt. In der Bauchspeicheldrüse sitzen Zellen, die sogenannten ß-Zellen, die für die Produktion von Insulin zuständig sind. Bei Diabetes Typ 1 können diese Zellen ihrer Aufgabe nicht mehr ausreichend nachkommen. 

Insulin ist ein Hormon, das dein Körper benötigt, um die Glukose aus der Nahrung zu verwerten. Im Verdauungstrakt wird die aufgenommene Glukose in molekulare Bestandteile aufgespalten. Die Glukosemoleküle gelangen über die Darmwand ins Blut und mit dem Blut zu den Organen. Glukosetransporter, für deren Funktion Insulin nötig ist, transportieren die Glukose in die Organzellen. Fällt die körpereigene Produktion von Insulin aus, muss Insulin von außen zugeführt werden (Insulintherapie).

Ein Diabetes Typ 1 kann sich in jedem Alter entwickeln. Deutschlandweit werden jährlich über 4.000 Neuerkrankungen bei Erwachsenen und über 3.000 Neuerkrankungen bei Kindern erfasst [1]. Der Diabetes Typ 1 ist die seltenere Form der Zuckerkrankheit. Während ein Diabetes Typ 2 bis zu 90 % aller Diabetes-Fälle ausmacht, liegt der Anteil der Typ-1-Fälle nur bei 5–10 %. Häufige Probleme bei einem Diabetes Typ 1 sind das verspätete Erkennen der Erkrankung sowie eine initiale Verwechselung mit dem Diabetes Typ 2, wodurch sich die Einleitung einer adäquaten Insulintherapie verzögert.

Stadien des Diabetes Typ 1

Der Krankheitsverlauf des Diabetes Typ 1 ist fortschreitend und unterteilt sich in drei Stadien. In Stadium 1 richtet sich das Immunsystem gegen die ß-Zellen. Solange noch genug funktionstüchtige ß-Zellen vorhanden sind, zeigen sich keine Symptome. Autoantikörper lassen sich aber bereits im Serum nachweisen. Im Stadium 2 kommt es zu einer subklinischen Veränderung des Glukosegehalts im Blut. Das Stadium 3 ist der klinisch manifeste Diabetes, der sich mit den typischen Krankheitssymptomen für hohe Blutzuckerwerte präsentiert. [1]

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Welche Symptome treten bei einem Diabetes Typ 1 auf?

Ohne Insulin kann die Glukose nicht in die Zellen gelangen und verbleibt im Blut. Die Blutzuckerwerte sind dauerhaft erhöht. Die schlechte Energieversorgung der Organe und der hohe Blutzucker führen zu Krankheitserscheinungen. Folgende klinische Symptome weisen auf einen Diabetes mellitus hin: [2, 3]

  • starker Durst (Polydipsie)
  • erhöhter Harndrang (Polyurie)
  • Müdigkeitserscheinungen sowie Schwäche und Schwindel
  • auffällige Gewichtsabnahme innerhalb von zwei bis sechs Wochen
  • Seh-, Konzentrations- oder Bewusstseinsstörungen
  • Wundheilungsstörungen
  • gehäuftes Auftreten von Infektionen (z. B. Harnwegsinfektionen)

Ursachen von Diabetes mellitus Typ 1

Für den Diabetes Typ 1 sind zwei Subtypen bekannt. Die überwiegende Anzahl der Fälle beruht auf einem chronischen Autoimmunprozess. Dabei richtet sich die körpereigene Immunabwehr gegen die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Der Prozess läuft zunächst unbemerkt ab. Erst wenn etwa 80–90 % der ß-Zellen zerstört sind, zeigt sich die Erkrankung klinisch. Dieser Diabetes-Subtyp lässt sich durch den Nachweis von Autoantikörpern diagnostizieren. [4]

Der Grund, warum es zu der Autoimmunreaktion kommt, ist bisher nur unzureichend geklärt. Ein multifaktorieller Ursprung wird vermutet, bei dem genetische Veranlagungen, Infektionserkrankungen sowie Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Menschen mit einem Diabetes Typ 1 Subtyp 1 entwickeln nicht selten weitere Autoimmunerkrankungen. Häufig sind beispielsweise die Glutenunverträglichkeit oder eine autoimmune Schilddrüsenentzündung.

Ein zweiter Subtyp ist der idiopathische Diabetes Typ 1, das heißt, die Ursache ist nicht erkennbar. Auch bei dem Subtyp 2 kommt es zu einem schweren Insulinmangel. Dieser Subtyp ist sehr selten und tritt gehäuft bei Menschen mit asiatischen oder afrikanischen Wurzeln auf. Die Vererblichkeit spielt hier eine größere Rolle. Autoantikörper lassen sich bei dem idiopathischen Diabetes Typ 1 nicht nachweisen. [4]

Wo liegt der Unterschied zu Diabetes Typ 2?

Der Diabetes Typ 1 wurde früher als juveniler Diabetes bezeichnet. Häufig entwickelt er sich bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs Monaten und dreizehn Jahren. Jedoch kann die Erkrankung auch im Erwachsenen- und Seniorenalter entstehen.

Der Diabetes Typ 2 dagegen ist als Altersdiabetes bekannt. Er zeigt sich gehäuft im mittleren Lebensalter und selten bei Kindern unter acht Jahren. Die Ursache ist keine Autoimmunreaktion, sondern eine Abnahme der Insulinempfindlichkeit mit Funktionseinschränkung der ß-Zellen. Eine genetische Veranlagung liegt vor, die in Kombination mit Bewegungsmangel und einer Überversorgung an gehaltvoller Nahrung zur Entstehung der Erkrankung führt.

Diagnose Diabetes Typ 1

Für die Diagnose des Diabetes Typ 1 stehen den Ärzt:innen verschiedene Tests zur Verfügung. Mit einer Urin- oder Blutuntersuchung lässt sich zum Beispiel ein erhöhter Glukosewert feststellen. Ist dies der Fall, kommt häufig der HbA1c-Test zum Einsatz. Mit dem Test wird der Anteil an Hämoglobin A1c (zuckerbindender roter Blutfarbstoff) bestimmt, der über den Blutzuckerverlauf der letzten Wochen bis Monate informiert.

Um einen Diabetes Typ 1 definitiv nachzuweisen, nutzen Ärzt:innen jedoch die Messung von Autoantikörpern. Nachweisbar sind solche Antikörper bereits vor einer klinischen Symptomatik. Inselzell-, Insulin- oder Zinktransporter-8-Autoantikörper spielen für die Diagnostik beispielsweise eine Rolle. [4]

Behandlungsoptionen bei Diabetes Typ 1

Die Behandlung bei Diabetes Typ 1 besteht aus einer lebenslangen Insulintherapie. Als Patient:in solltest du deinen Blutzucker drei bis vier Mal pro Tag messen, um den Glukosespiegel im Blick zu behalten. Die Menge der Insulininjektion ist abhängig von Essgewohnheiten, der Menge und der Zusammensetzung (Fett, Eiwieß, Kohlenhydrate) der Mahlzeiten. [4]

Es ist wichtig, dass du weder zu viel noch zu wenig Insulin verwendest – der Blutzucker kann sonst entweder sehr stark abfallen oder zu hoch ansteigen. Für die Insulintherapie gibt es verschiedene Insuline und Behandlungskonzepte. Damit der Diabetes sich gut einstellen lässt, ist es wichtig, dass du ein gutes Wissen über deine Erkrankung hast. Außerdem ist ein diszipliniertes Selbstmanagement notwendig und eine zuverlässige medizinische Versorgung. Trotz dessen lässt sich dein Leben mit Diabetes fast normal gestalten – heutzutage ist eine Insulintherapie sehr flexibel. [7]

Neben der Insulintherapie spielt auch die Ernährung eine zentrale Rolle. Das Gute vorweg: Grundsätzlich darfst du alles essen. Es gibt keine spezielle Ernährungsform oder verbotene Lebensmittel. Wichtig ist aber, dass du dich ausgewogen und abwechslungsreich ernährst. [8]

Das Basis-Bolus-Prinzip

Der Goldstandard für die Behandlung bei einem Diabetes Typ 1 ist jedoch die intensivierte Insulintherapie nach dem Basis-Bolus-Prinzip [1]. Diese Art der Therapie kombiniert lang wirkendes Basalinsulin mit schnell wirkenden Insulinen. Das Basalinsulin versorgt den Körper mit dem Grundbedarf an Insulin. Die Kurzzeitinsuline kommen zusätzlich vor den Mahlzeiten zum Einsatz, um den Glukoseanstieg im Blut abzufangen. Die Basis-Bolus-Therapie besteht aus drei oder mehr Injektionen pro Tag und ist genau an den Bedarf angepasst. Als Patient:in ermittelst du den Kohlenhydratanteil deiner Mahlzeiten und stimmst deine Insulininjektionen darauf ab.

Insulinpumpentherapie

Bei Kindern mit Diabetes Typ 1 erfolgt die Therapie meist mittels kontinuierlicher subkutaner Insulininfusion. Über eine Pumpe wird der Körper mit einer definierten Menge an Insulin versorgt. Auch Erwachsenen steht die Insulinpumpentherapie zur Verfügung. Gesetzliche Krankenkassen tragen die Kosten jedoch nur in Ausnahmefällen. [5]

Neben der medikamentösen Behandlung umfasst eine Diabetes-Therapie zudem eine Patienten-Schulung, die das nötige Wissen zu Insulinen und deren Handhabung vermittelt. Auch eine Ernährungsberatung findet statt, die darüber informiert, wie verschiedene Nahrungsmittel den Glukosespiegel beeinflussen. Du lernst den Kohlenhydratgehalt verschiedener Nahrungsmittel kennen und erfährst, wie du daraus deine Insulindosis berechnest.

Mögliche Komplikationen und Prognose

Bei der Zuckerkrankheit besteht die Gefahr einer Überzuckerung (Hyperglykämie), wenn der Insulinmangel unbehandelt bleibt. Auf der anderen Seite kann es zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen, wenn du deinem Körper zu viel Insulin zuführst. Der Referenzwert für den Blutzucker liegt bei 60-140 mg/dl (3,3-7,8 mmol/l). Bei einem unbehandelten Diabetes Typ 1 sind Blutzuckerwerte bis 500 mg/dl (27,8 mmol/l) beschrieben. [3]

Häufige Symptome bei einer Unterzuckerung:

  • erhöhter Puls, Unruhe, Nervosität und kalter Schweiß
  • Blässe
  • Heißhunger
  • Zittern und Schwäche
  • Verwirrtheit
  • Bewusstlosigkeit

Über- und Unterzuckerungen können lebensbedrohlich sein. Daher sind ein kontinuierliches Glukosemonitoring und die Einhaltung der Insulintherapie essenziell. Insulinmangel und erhöhter Blutzucker können außerdem mit weiteren Komplikationen verbunden sein. Dazu gehört die diabetische Ketoazidose – eine Stoffwechselentgleisung, bei der es zu einer Übersäuerung des Blutes kommt. Die diabetische Ketoazidose ist ein Notfall und erfordert eine intensivmedizinische Behandlung.

Häufige Symptome bei der diabetischen Ketoazidose: [6]

  • Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen
  • Schwäche und Bewusstseinstrübung bis hin zum Bewusstseinsverlust
  • kolikartige Bauchschmerzen
  • Austrocknung durch überhöhte Flüssigkeitsausscheidung
  • azetonartiger Mundgeruch
  • vertiefte und beschleunigte Atmung

Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker schädigt zudem Blutgefäße und Nerven. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Netzhaut- und Nierenerkrankungen oder eine diabetische Neuropathie können als Folgen auftreten. Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit ist bei Diabetikern im Vergleich zu Gesunden zwei- bis dreifach erhöht.

Ein Diabetes mellitus Typ 1 ist nicht heilbar. Die Krankheitserscheinungen lassen sich aber mit der Insulintherapie gut kontrollieren. Moderne Technologien wie Glukosesensor und Insulinpumpen ermöglichen heutzutage eine nahezu automatisierte Insulinversorgung. Welche Therapie für dich infrage kommt und dir eine optimale Lebensqualität ermöglicht, stimmst du individuell mit deinen behandelnden Ärzt:innen ab.

Leben mit Diabetes Typ 1

Einfluss auf den Blutzucker nimmt nicht nur die Insulinzufuhr. Auch körperliche Aktivitäten und die Art der Ernährung erhöhen oder senken den Glukosespiegel. Ist bei dir ein Diabetes Typ 1 diagnostiziert worden, empfiehlt es sich, wenn du deinem Tagesablauf und deine Essgewohnheiten genau dokumentierst. So hilfst du den behandelnden Ärzt:innen, eine Insulintherapie zu etablieren, die eine optimale Einstellung des Diabetes gewährleistet.

Das Management eines Diabetes Typ 1 benötigt Sorgfalt und Disziplin. Bei einer guten Einstellung und Überwachung ist jedoch eine normale Lebensqualität möglich. Wichtig ist, die Symptome von Über- und Unterzuckerung zu kennen und Maßnahmen für einen Notfall (z. B. Insulinpen bzw. Glukagon-Spritzen) griffbereit zu halten.

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