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ToggleBeeinträchtigt Diabetes die Sexualität?
Ja – die psychische Belastung, eine eingeschränkte körperliche Belastbarkeit, Veränderungen der Blutgefäße und Nerven oder Infektionen im Genitalbereich können die Sexualität negativ beeinflussen. Häufige Folgen sind Libidoverlust, Orgasmusstörungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder eine erektile Dysfunktion.
Patient:innen mit Diabetes leiden häufiger unter sexuellen Funktionsstörungen als Menschen ohne diese Erkrankung [1,2]. Diabetes gilt sogar als eine der häufigsten Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen [3]. Die Scham bei sexuellen Funktionsstörungen ist jedoch weiterhin groß.
Ursachen sexueller Funktionsstörungen bei Diabetes
Ein instabil eingestellter Stoffwechsel ist ein Risikofaktor für sexuelle Funktionsstörungen. Über längere Zeit erhöhte Blutzuckerwerte greifen Nerven und Blutgefäße an (diabetische Neuropathie). Die Durchblutung in Augen, Herz und Nieren und der Sexualorgane ist dadurch betroffen. Zudem treten gerade bei Frauen mit hohen Blutzuckerwerten vermehrt Genitalinfektionen mit Pilzen oder Bakterien auf, die zu Schmerzen und Libidoverlust führen können [4,5]. Eine gute Stoffwechseleinstellung und eine gesunde Lebensweise sind folglich die Basis, um sexuellen Funktionsstörungen vorzubeugen oder diese zu mindern.
Faktoren, die neben Diabetes das Risiko für sexuelle Funktionsstörungen erhöhen sind [6]:
- Rauchen
- Bluthochdruck
- ungünstige Blutfettwerte
- Stress
- psychische Probleme
- Übergewicht
- übermäßiger Alkoholkonsum
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Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern mit Diabetes
Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können zu unterschiedlichen sexuellen Funktionsstörungen führen. Bei Männern können als Folge einer Diabeteserkrankung folgende sexuelle Funktionsstörungen auftreten [6]:
- Erektionsstörungen
- Orgasmusstörungen
- Ejakulationsstörungen
Erektionsstörungen
Die erektile Dysfunktion ist eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes, bei der über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten der Penis eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion nicht erreichen oder aufrechterhalten kann [2].
Eine Erektionsstörung bei Männern mit Diabetes gilt als Frühwarnsymptom für Probleme mit dem Gefäßsystem. Die sexuelle Funktionsstörung sollte daher frühzeitig mit Ärzt:innen besprochen werden, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Ejakulationsstörungen
Auch Ejakulationsstörungen treten vermutlich als Langzeitfolge diabetischer Nervenschädigungen auf. Folgende Formen werden unterschieden [7]:
- vorzeitiger Samenerguss
- verzögerter Samenerguss
- ausbleibende Ejakulation
- retrograde Ejakulation (das Ejakulat gelangt in die Blase und wird später mit dem Urin ausgeschieden)
Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Männern
Zunächst sollte durch Fachärzt:innen (Diabetolog:in oder Urolog:in) eine qualifizierte Erhebung der Symptome und der Krankengeschichte erfolgen. Weiterhin sinnvoll sind körperliche Untersuchungen, Blutdruckmessungen und Laboruntersuchungen, um weitere Risikofaktoren zu erheben.
Zur Behandlung von Erektionsstörungen hat sich eine medikamentöse Behandlung mit verschreibungspflichtigen PDE-5-Hemmer als effektiv erwiesen. Es entspannt die Blutgefäße im Penis, sodass mehr Blut in die Schwellkörper strömt. Neben Tabletten gibt es mechanische Erektionshilfen (z.B. Vakuumpumpen), Spritzentherapien oder Penisimplantate [8].
Achtung: Die Einnahme von Medikamenten und die Art der Behandlung muss immer mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden und mögliche Nebenwirkungen abzuwägen.
Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen mit Diabetes
Der Zusammenhang zwischen sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen und Diabetes ist insgesamt noch unzureichend erforscht. Klar ist, dass sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen mit Diabetes häufiger auftreten als bei Frauen ohne diese Erkrankung. Es ist davon auszugehen, dass sich häufigere Infektionen, hormonelle Veränderungen, Schäden an Blutgefäßen sowie psychische Belastungen nachteilig auf die Sexualität auswirken [4].
Bei Frauen äußern sich sexuelle Funktionsstörungen unter anderem durch folgende Symptome:
- eine verminderte Erregbarkeit und Lust
- Orgasmusstörungen
- eine verminderte Feuchtigkeit der Scheide (Lubrikationsstörungen)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Viele Frauen mit Diabetes neigen außerdem zu Blasenentzündungen und Scheidenpilzinfektionen. Dies führt nicht nur zu Schmerzen beim Sex, sondern auch zu einem verringertem Lustempfinden. Auch psychische Belastungen und Sorgen tragen dazu bei, keine Lust auf Sex zu haben [1].
Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Frauen
Zur Stärkung der Muskeln und Durchblutung des Beckenbodens, können Beckenbodentrainer eingesetzt werden. Diese können bei Orgasmusproblemen helfen. Gleitmittel oder Cremes helfen bei Lubrikationsstörungen und verringern die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Treten sexuelle Funktionsstörungen im Rahmen der Menopause auf, können, unter fachärztlicher Aufsicht (Gynäkolog:in), hormonelle Präparate helfen [9].
Sexuellen Funktionsstörungen bei Diabetes vorbeugen
Ein instabil eingestellter Stoffwechsel ist ein Risikofaktor für sexuelle Funktionsstörungen. Über längere Zeit erhöhte Blutzuckerwerte greifen Nerven und Blutgefäße an.
Eine gesunde Einstellung des Blutzuckers ist folglich die Basis, um sexuellen Funktionsstörungen vorzubeugen oder ein Fortschreiten zu verhindern. Dies wird durch folgende Anpassungen des Lebensstils unterstützt [8,9]:
- Gewichtsabnahme
- Reduzierung des Alkoholkonsums
- Nikotinverzicht
- eine ausgewogene Ernährung
- regelmäßige Bewegung
Zusätzlich sollten der Blutdruck und die Blutfettwerte regelmäßig kontrolliert werden.
Über Sex reden
Für viele ein Tabuthema. Sexualität ist immer noch etwas, das häufig Scham auslöst. Sie ist aber für viele Menschen ein wichtiges Element im Leben.
Offene Gespräche helfen, die Belastung durch eine sexuelle Funktionsstörung zu reduzieren. Mit der Partnerin oder dem Partner, mit anderen Betroffenen, Ärzt:innen oder innerhalb einer Psychotherapie: Ausschlaggebend ist, überhaupt über die Funktionsstörungen zu sprechen. Allein das Ansprechen reduziert die Anspannung. Ausreden oder abweisendes Verhalten belasten eine Beziehung auf Dauer stärker als ein offenes Gespräch über eigene Belastungen und damit verbundenen Sorgen [10].
Menschen mit Diabetes – und ihre Partner:innen – brauchen sich nicht zu scheuen, fachlichen Rat mit einzubeziehen und die krankheitsbedingten Sorgen, wie z.B. sexuelle Funktionsstörungen, anzusprechen. Manche Sorgen lassen sich mit Hilfe Dritter leichter besprechen.
Quellen
[1] Di Stasi, V., Maseroli, E., & Vignozzi, L. (2022). Female Sexual Dysfunction in Diabetes: Mechanisms, Diagnosis and Treatment. Current diabetes reviews, 18(1), e171121198002. https://doi.org/10.2174/1573399818666211117123802
[2] Kouidrat, Y., Pizzol, D., Cosco, T., Thompson, T., Carnaghi, M., Bertoldo, A., Solmi, M., Stubbs, B., & Veronese, N. (2017). High prevalence of erectile dysfunction in diabetes: a systematic review and meta-analysis of 145 studies. Diabetic medicine : a journal of the British Diabetic Association, 34(9), 1185–1192. https://doi.org/10.1111/dme.13403
[3] Deutsche Diabetes Hilfe: Sexuelle Funktionsstörungen und Diabetes. https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/begleiterkrankungen_bei_diabetes/erektionsstoerungen [zuletzt abgerufen 08.01.2024]
[4] Di Francesco, S., Caruso, M., Robuffo, I., Militello, A., & Toniato, E. (2019). The Impact of Metabolic Syndrome and Its Components on Female Sexual Dysfunction: A Narrative Mini-Review. Current urology, 12(2), 57–63. https://doi.org/10.1159/000489420
[5] Kizilay, F., Gali, H. E., & Serefoglu, E. C. (2017). Diabetes and Sexuality. Sexual medicine reviews, 5(1), 45–51. https://doi.org/10.1016/j.sxmr.2016.07.002
[6] Shindel, A. W., & Lue, T. F. (2021). Sexual Dysfunction in Diabetes. In K. R. Feingold (Eds.) et. al., Endotext. MDText.com, Inc.
[7] Desai, A., Chen, R., Cayetano, A., Jayasena, C. N., & Minhas, S. (2023). Understanding and treating ejaculatory dysfunction in men with diabetes mellitus. Andrology, 11(2), 379–398. https://doi.org/10.1111/andr.13262
[8] Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) (2018). S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion“ Langversion. AWMF-Register Nr. 030-112.
[9] DiabInfo: Diabetes und sexuelle Funktionsstörung. https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/sexuelle-funktionsstoerungen.html [zuletzt abgerufen 08.01.2024]
[10] Sheng, Z. (2021). Psychological consequences of erectile dysfunction. Trends in Urology & Men’s Health, 12.