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ToggleDie Rolle des Blutzuckers
Der Körper ist auf einen gleichmäßigen Blutzuckerspiegel angewiesen, um lebensnotwendige Zellfunktionen und die Energieversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten. Ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch, drohen Schäden an Blutgefäßen, Augen, Nieren und Nerven. Zudem erhöht sich das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Sinkt der Blutzucker unter einen bestimmten Wert, zum Beispiel nach längerem Fasten oder intensiver körperlicher Aktivität, schüttet der Körper Stresshormone aus. Das zeigt sich durch Zittern, Schweißausbrüche und Herzklopfen.
Glukagon und Insulin: Blutzucker im Gleichgewicht
Zwei Hormone, die in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Blutzuckerregulation. Insulin wird nach der Nahrungsaufnahme freigesetzt. Es hilft, den Blutzucker zu senken, indem es der Glukose aus dem Blut ermöglicht, in die Zellen zu gelangen. Glukagon, der Gegenspieler von Insulin, wird bei niedrigem Blutzuckerspiegel ausgeschüttet und erhöht den Blutzucker, indem es Glukose aus den Speichern in der Leber freisetzt. Dieses Zusammenspiel hält den Blutzucker im Gleichgewicht [1].
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Gestörtes Gleichgewicht bei Diabetes
Bei Diabetes mellitus ist dieses Gleichgewicht gestört.
Diabetes Typ 1 tritt oft im Kinder- oder Jugendalter auf. Der Körper produziert entweder gar kein oder zu wenig Insulin. Glukagon wird trotzdem produziert. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel unkontrolliert an. Da den Zellen so nicht ausreichend Glukose zur Verfügung steht, greifen sie als alternative Energiequelle auf Fettsäuren zurück, die das Blut übersäuern können. Dies kann eine diabetische Ketoazidose auslösen, eine schwere Stoffwechselstörung, die mit Muskelkrämpfen, Herzklopfen und sogar Koma enden kann. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind daher auf lebenslange Insulingaben angewiesen.
Anzeichen einer diabetischen Ketoazidose sind:
- Übelkeit und Erbrechen
- kolikartige Bauchschmerzen
- fruchtiger Atemgeruch
- extreme Schwäche oder Benommenheit
Diabetes Typ 2 ist die häufigste Form der Zuckerkrankheit. Hier produziert der Körper weiterhin Insulin, aber die Zellen reagieren nicht mehr richtig darauf – sie sind insulinresistent. Auch hier wird Glukagon weiterhin produziert. Der Blutzuckerspiegel bleibt dadurch hoch, während den Zellen Energie fehlt. Der Körper versucht, dies durch eine erhöhte Insulinproduktion zu kompensieren, was die Bauchspeicheldrüse überfordern kann.
Hypoglykämie: Gefährliche Unterzuckerung
Menschen mit Diabetes Typ 1 sind auf die zusätzliche Gabe von Insulin angewiesen. Aber auch Menschen mit Diabetes Typ 2 müssen manchmal Insulin spritzen. Eine falsche Dosierung kann zu einem starken Blutzuckerabfall, der Hypoglykämie, führen. Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Stresshormonen.
Anzeichen einer Hypoglykämie sind:
- Herzklopfen
- Zittern
- schneller Puls
- Schweißausbrüche
- Heißhunger
Glukagon als Notfallmedikament
Im Falle einerHypoglykämie hilft es, schnell Zucker zu sich zu nehmen. Bei Bewusstlosigkeit kann Glukagon als Notfallmedikament injiziert werden. Alternativ stehen auch Glukagon-Nasensprays zur Verfügung, die ebenfalls rasch wirken [2].
Glukagon und Insulin in Balance durch Bewegung und Ernährung
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Er unterstützt die Hormone Insulin und Glukagon dabei, effektiv zu arbeiten:
- Bewegung verbessert die Insulinempfindlichkeit. Eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining stabilisiert den Blutzuckerspiegel und optimiert das Zusammenspiel von Insulin und Glukagon.
- Ernährung beeinflusst ebenfalls die Blutzuckerregulation. Kohlenhydratreiche Mahlzeiten führen zu einem Anstieg des Blutzuckers und einer erhöhten Insulinausschüttung. Eine ausgewogene Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten verhindert übermäßige Blutzuckerspitzen und sorgt für eine gleichmäßige Insulinausschüttung.
Praktische Tipps für den Alltag:
- Tägliche Bewegung, wie Gehen oder Radfahren
- Regelmäßige Trainingseinheiten, wie Ausdauer- und/oder Krafttraining
- Komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte und Gemüse bevorzugen
- Protein und gesunde Fette in jede Mahlzeit integrieren
- Regelmäßige Mahlzeiten zur Vermeidung starker Blutzuckerschwankungen
- Regelmäßige Blutzuckerkontrolle, besonders bei Insulintherapie
Glukagon im Fokus der Forschung
Lange Zeit stand der Insulinstoffwechsel im Zentrum der Diabetesforschung. In den letzten Jahren sind jedoch Medikamente entwickelt worden, die gezielt auf den Glukagonhaushalt wirken – die GLP-1-Rezeptor-Agonisten.
GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) ist ein Hormon, das nach der Nahrungsaufnahme im Dünndarm freigesetzt wird. Es fördert die Insulinproduktion und hemmt gleichzeitig die Ausschüttung von Glukagon. Allerdings wird GLP-1 im Körper schnell abgebaut. Das Medikament GLP-1-Rezeptor-Agonisten ahmen die Wirkungsweise des natürlichen GLP-1 nach und verhindern dessen schnellen Abbau. Diese Medikamente haben folgende nützliche Eigenschaften [3]:
- Sie fördern die Insulinfreisetzung abhängig vom Blutzuckerspiegel.
- Sie hemmen die Glukagonausschüttung.
- Sie verlangsamen die Magenentleerung, was das Sättigungsgefühl erhöht
- Sie dämpfen den Appetit, was besonders bei Menschen mit Übergewicht hilfreich ist.
GLP-1-Agonisten bei Diabetes Typ 2
GLP-1-Rezeptor-Agonisten können ein Baustein in der ganzheitlichen Therapie bei Diabetes Typ 2 sein. Diese Medikamente unterstützen nicht nur die Blutzuckerregulation, sondern helfen auch bei der Gewichtsreduktion, welche sich nachweislich positiv auf den Blutzucker auswirkt. Sie können das Körpergewicht um mehr als 20 Prozent senken. Ihr Einsatz wird jedoch stets durch eine Basistherapie unterstützt, die Ernährungsanpassungen, regelmäßige Bewegung und Unterstützung in der mentalen Gesundheit umfasst.
Sollten Lebensstiländerungen nicht ausreichen, verschreiben Ärzt:innen häufig zunächst blutzuckersenkende Medikamente wie Metformin. Ist dies nicht ausreichend, kommen GLP-1-Rezeptor-Agonisten hinzu. Wenn auch diese nicht genügen, um die Blutzuckerwerte zu regulieren, kann bei Diabetes Typ 2 schließlich Insulin notwendig werden. [3]
Quellen
[1] Hien, P. et al. (2013): Diabetes Handbuch. 7. Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg
[2] Diabetes: Unterzuckerung (Hypoglykämie). (o. J.). Abgerufen 30. Oktober 2024, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/unterzuckerung.html
[3] Nauck, M. A., Quast, D. R., Wefers, J., & Meier, J. J. (2021). GLP-1 receptor agonists in the treatment of type 2 diabetes – state-of-the-art. Molecular Metabolism, 46, 101102. https://doi.org/10.1016/j.molmet.2020.101102