Hypoglykämie: Unterzuckerung erkennen und behandeln

Die Hypoglykämie (Unterzuckerung) ist eine Komplikation der Diabeteserkrankung – insbesondere bei Diabteiker:innen die Insulin spritzen. Schwitzen, Unruhe und Heißhunger sind oft die ersten Anzeichen. Erfahre, wie du einen niedrigen Blutzucker erkennst und was du tun kannst.
Frau ist schwindelig und fasst sich an den Kopf

Was bedeutet Hypoglykämie?

Die Hypoglykämie wird auch als Unterzuckerung bezeichnet. Die Glukosekonzentration im Blut – der Blutzucker ist zu niedrig. Eine Hypoglykämie liegt laut einigen Fachgruppen vor, wenn dein Blutzuckerwert unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) ist. Jedoch ist es von Mensch zu Mensch unterschiedlich, ab wann und wie stark Symptome auftreten. Neben einem niedrigen Blutzuckerwert ist es daher ausschlaggebend, ob du die Unterzuckerung selbst behandeln kannst (milde Hypoglykämie) oder ob sie so fortgeschritten ist, dass du Hilfe von anderen benötigst (schwere Hypoglykämie) [1].

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Hypoglykämie Symptome

Je nach Schweregrad der Unterzuckerung treten verschiedene Symptome auf. Es kann vorkommen, dass du eine leichte Hypoglykämie zunächst nicht bemerkst. Erst wenn dein Körper beim weiteren Absinken des Blutzuckers mit der Gegenregulation beginnt, treten erste Anzeichen auf. Heißhunger, Zittern, Herzrasen, Schwitzen und Blässe können auf einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel hindeuten. Nimmst du die Symptomatik wahr, solltest du schnellstmöglich etwas Zuckerhaltiges zu dir nehmen. So verringert du das Risiko für schwerere oder lebensbedrohliche Symptome wie Krämpfe, Bewusstlosigkeit oder ein hypoglykämisches Koma. [1, 2]

Liste Hypoglykämie-Symptome:

  • Heißhunger
  • Zittern
  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindelgefühle
  • Kopfschmerzen
  • Ängstlichkeit
  • Schläfrigkeit
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsverlust oder Verwirrtheit
  • Reizbarkeit
  • Sprach- und Sehstörungen
  • Atem- und Kreislaufbeschwerden
  • Benommenheit bis Kontrollverlust

Da es sich weitestgehend um unspezifische Symptome handelt, miss zusätzlich deinen Blutzucker, wenn du Anzeichen einer Unterzuckerung spürst. Wenn es sich um eine Hypoglykämie handelt, solltest du schnell eine Verbesserung der Symptomatik spüren, sobald dein Blutzuckerspiegel wieder angestiegen ist.

Bei Menschen, die bereits länger von Diabetes betroffen sind, kann außerdem die Wahrnehmung für Symptome verringert sein. Regelmäßige Blutzuckermessungen helfen dir dann, Hypoglykämien zu erkennen, bevor der Blutzucker in einen kritischen Bereich absinkt. Zudem gibt es Möglichkeiten, die Wahrnehmung zu trainieren.

➚ Informiere dich hier über Überzuckerung (Hyperglykämie).

Komplikationen und Folgen der Unterzuckerung

Je häufiger eine Unterzuckerung passiert, desto schwächer wird die Symptomwahrnehmung. Das kann dazu führen, dass leichte Unterzuckerungen zu spät erkannt werden. Das Risiko für eine schwere Hypoglykämie ist bei einer Wahrnehmungsstörung besonders groß. Bei einer schweren Unterzuckerung bist du selbst nicht mehr in Lage zu handeln.

Die Komplikationen der Unterzuckerung reichen von Verwirrtheit und Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit, was auch als hypoglykämisches Koma oder hypoglykämischer Schock bezeichnet wird. Akut auftretende (schwere) Hypoglykämien können lebensbedrohlich sein. Nicht nur, wenn die Symptomatik nicht ausreichend schnell behandelt wird, sondern auch wenn die Unterzuckerung in Situationen auftritt wie z. B. beim Autofahren. Schwere Hypoglykämien im Rahmen einer Diabeteserkrankung können bei beiden Formen des Diabetes mellitus auftreten, sind aber häufiger bei Diabetes Typ 1 [3].

Bei einer Unterzuckerung benötigt der Körper schnellstmöglich etwas Zuckerhaltiges. Kannst du es nicht mehr selbst zu dir nehmen, wird dir z. B. eine Glukoseinfusion verabreicht und ggf. weitere Notfallmaßnahmen wie die Gabe von Glukagon – der Gegenspieler von Insulin – durchgeführt. Bei einer Wahrnehmungsstörung helfen spezielle Diabetes Schulungen. Hier lernst du, deine Unterzuckerungssymptome rechtzeitig zu erkennen.

Über langfristige Folgen bei wiederkehrenden Unterzuckerungen ist sich die Wissenschaft noch nicht im Klaren. Manche Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen am Herzen oder Demenz hin  [4, 5].

Die Ursachen einer Hypoglykämie

Eine Hypoglykämie entsteht häufig im Zusammenhang mit der Therapie eines Diabetes mellitus. Zu den häufigsten Ursachen zählt die Überdosierung bestimmter blutzuckersenkender Medikamente – vor allem Insulin. Faktoren, die eine Überdosierung begünstigen, sind Veränderungen in der körperlichen Aktivität, Unregelmäßigkeiten bei der Nahrungsaufnahme oder vermehrter Alkoholkonsum. Ein Risiko für Fehler bei der Medikamentenanwendung besteht bei fortgeschrittenem Alter oder wenn kognitive Einschränkungen vorliegen. 

Auch Menschen ohne Diabetes können unterzuckern. Hier siehst du Gründe für Hypoglykämien bei Nichtdiabetiker:innen: [1, 2]

  • Alkohol- oder Drogenkonsum
  • Medikamente (z. B. bestimmte Antibiotika oder Herzmedikamente)
  • unzureichende Nahrungsaufnahme (z. B. bei Diäten, Fasten oder Essstörungen)
  • andere Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion oder Nieren- oder Leberinsuffizienz)
  • sehr intensive und lang andauernde körperliche Betätigung

Bei stoffwechselgesunden Menschen ist das Risiko für eine schwere Unterzuckerung sehr gering. Ist der Blutzucker niedrig, hat der Körper eigene Mechanismen, um ihn wieder anzuheben. Tritt eine Unterzuckerung ohne einer diagnostizierten Erkrankung häufiger auf, hole dir ärztlichen Rat ein.

Wie lässt sich eine Unterzuckerung behandeln?

Leichte Unterzuckerungen behandelst du, indem du zuckerhaltige Lebensmittel (schnelle Kohlenhydrate) zu dir nimmst. Um einen schnellen Blutzuckeranstieg zu bewirken, eignen sich z. B. Traubenzucker, zuckerhaltige Softdrinks, Fruchtsäfte oder auch eine reife Banane. Mit der Nahrungsaufnahme und etwas Ruhe lassen die Hypoglykämie-Anzeichen wie Schwindel, Unruhe, Zittern oder Reizbarkeit meist schnell nach. Für Diabetiker:in ist eine Messung des Blutzuckers sinnvoll, um das Ausmaß der Unterzuckerung zu bestimmen. Je nach Glukosewert sind entsprechende Notfall-Maßnahmen nötig. Diese können von einer weiteren Glukoseaufnahme über das Verabreichen von Glukagon bis zum Hinzuziehen ärztlicher Hilfe reichen. Zudem wird durch das regelmäßige Messen nach der Einnahme das Risiko einer erneuten Unterzuckerung minimiert. War die Behandlung erfolgreich, sollte eine ausgewogene Mahlzeit eingenommen werden [6].

Bei schweren Hypoglykämien bist du meist nicht mehr in der Lage, selbst zu handeln. Eine schnelle ärztliche Behandlung ist nötig. Um einen hypoglykämischen Schock und andere Folgeschäden zu vermeiden, wird der Blutzuckerspiegel z. B. über eine Glukoseinfusion wieder auf ein normales Level gebracht. Zur Überwachung des Therapieerfolgs sind wiederholte Blutzuckermessungen nötig. Ist die Ursache für die Unterzuckerung nicht bekannt, kommt weitere Diagnostik zum Einsatz [2].

Einer Hypoglykämie vorbeugen

Menschen mit Diabetes sollten über die Risikofaktoren, welche eine Unterzuckerung hervorrufen, Bescheid wissen. Neben erhöhtem Alkoholkonsum, Infektionen oder anstrengender körperlicher Aktivität sind weggelassene Mahlzeiten ein typischer Grund für eine Unterzuckerung. Zudem solltest du erste Anzeichen einer Unterzuckerung erkennen, um dann schnellstmöglich entgegenzuwirken. So verringert du das Risiko für schwere Hypoglykämien. Dafür solltest du immer etwas Zuckerhaltiges wie z. B. Traubenzucker bei dir haben. Tendierst du zu (schweren) Unterzuckerungen solltest du weitere Notfallmedikamente griffbereit haben.  Informiere zudem  – wenn möglich –  dein Umfeld, wie sie dir helfen können. Bei Wahrnehmungsschwierigkeiten gibt es spezielle Schulungen, die dich über alles aufklären, um einer Hypoglykämie vorzubeugen.

Wie unterscheiden sich Hypoglykämie und Hyperglykämie?

Damit du im Notfall richtig handeln kannst, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) und einer Hyperglykämie (Überzuckerung) zu kennen. 

Zum einen lassen sich anhand der klinischen Symptome eine Unterzuckerung von einer Überzuckerung unterscheiden. Typisch bei einem hohen Blutzucker ist ein starkes Durstgefühl. Durch das vermehrte Trinken kommt es zu einem erhöhten Harndrang (Polyurie). Zudem können Übelkeit und Erbrechen auf eine Überzuckerung hinweisen. Zum anderen kannst du deinen Blutzucker messen. So siehst du direkt, ob dein Blutzuckerwert im hohen oder niedrigen Bereich liegt. Es hilft dir zu erkennen, ob es sich um eine Unter- oder Überzuckerung handelt. [7]

SOS: Sofortmaßnahmen bei Unterzuckerung

Bei einer milden Unterzuckerung solltest du schnellstmöglich Glukose – also etwas Zuckerhaltiges wie z. B. Traubenzucker oder einen Fruchtsaft zu dir nehmen. Kann eine Person jedoch nicht mehr schlucken, weil als Folge der Hypoglykämie ein Kontrollverlust oder eine Bewusstlosigkeit vorliegt, solltest du schnellstmöglich den Rettungsdienst alarmieren.

Diabetiker:innen tragen häufig einen Diabetiker-Pass, eine Notfall-Kapsel sowie ein Notfall-Set bei sich. Darin findest du Anweisungen sowie Kontaktdaten von Angehörigen oder behandelnden Ärzt:innen. Bei einem insulinpflichtigen Diabetes und einer Insulinüberdosierung verabreichst du die Glukagon-Notfalldosis. Sobald der Rettungsdienst eintrifft, werden die Ärzt:innen den Blutzuckerspiegel mit einer intravenösen Glukosegabe stabilisieren. [8]

Quellen

[1] Deutsche Diabetes Gesellschaft, S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. 2018.    https://register.awmf.org/assets/guidelines/057-013l_S3-Therapie-Typ-1-Diabetes_2018-08.pdf.

[2] Diabetes: Unterzuckerung (Hypoglykämie). (n.d.). https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/unterzuckerung.html. Zugriff am 06.11.2023

[3] Kern, W. (2011). Hypoglykämie bei Menschen mit Diabetes mellitus. Diabetologe, 7(7), 515–526. https://doi.org/10.1007/s11428-011-0773-1  

[4] Marx, N. (2012). Sind Hypoglykämien bei Typ-2-Diabetes ein bedeutsames Risiko? Pro. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 137(19), 1007. https://doi.org/10.1055/s-0031-1299025

[5] Kern, W. (2012). Sind Hypoglykämien bei Typ-2-Diabetes ein bedeutsames Risiko? Contra. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 137(19), 1008. https://doi.org/10.1055/s-0031-1299026

[6] Schlüter, S., Deiss, D., Gehr, B., Lange, K., Von Sengbusch, S., Thomas, A., Ziegler, R., & Freckmann, G. (2022). Glucose Measurement and Control in Patients with Type 1 or Type 2 Diabetes. Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes, 130(S 01), S19–S38. https://doi.org/10.1055/a-1624-3282

[7] Überzuckerung (Hyperglykämie) und Ketoazidose. (n.d.). https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/ueberzuckerung-und-ketoazidose.html. Zugriff am 06.11.2023

[8] Scherbaum, W. A., & Scherbaum, C. R. (2014). Diabetesnotfälle. CME, 11(9), 55–66. https://doi.org/10.1007/s11298-014-1359-1

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