Ist Diabetes vererbbar?

Für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine genetische Komponente bekannt. Eine Veranlagung bedeutet jedoch nicht automatisch, dass du daran erkrankst. In diesem Artikel erfährst du, inwieweit Diabetes vererbbar ist.
Mutter mit Sohn bei einer Ärztin

Diabetes als Erbkrankheit

Charakteristisch für Diabetes mellitus ist unter anderem ein erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie). Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 haben unterschiedliche Ursachen, die erbliche Veranlagung spielt bei beiden Erkrankungen eine Rolle. Insbesondere beim Typ 2 Diabetes ist für die Entstehung ein multifaktorielles Geschehen verantwortlich. Es sind also unterschiedliche Faktoren, die auf deinen Körper wirken und den Entstehungsprozess fördern oder hemmen

Als Einflussfaktoren kommen z. B. Umweltreize, der Lebensstil und/ oder die Genetik infrage. Für die Diabetes-Erkrankung hat sich eine Unterteilung in vier Gruppen etabliert: Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes und sonstige Diabetes-Formen. Die Kategorisierung beruht auf den Ursachen, den Prozessen der Krankheitsentstehung sowie auf dem Alter, in dem die Krankheit in der Regel in Erscheinung tritt.  Liegt bei deinen Eltern oder Geschwistern Diabetes mellitus vor, ist es möglich, dass du eine Veranlagung geerbt hast [1, 2]. 

Ist Diabetes Typ 1 vererbbar?

Die Ursache für Diabetes Typ 1 ist die Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Immunsystem (autoimmun). Forscher:innen haben verschiedene Regionen im Genom sowie diverse Gene identifiziert, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen. Erbst du spezifische Varianten solcher Gene, besitzt du eine Veranlagung für die Autoimmunreaktion, die Diabetes-Typ-1 bewirken kann. Jedoch ist das Vorhandensein solcher Gen-Varianten allein nicht ausreichend für das Auftreten der Erkrankung. Weitere Faktoren scheinen für die Entwicklung der Krankheit eine Rolle zu spielen. Im Fall von Diabetes Typ 1 zählen dazu [2, 3]:

  • Virusinfektionen
  • frühkindliche Ernährung
  • Aufenthalt in Regionen mit kaltem Klima
  • Vorliegen anderer Autoimmunerkrankungen

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Risiko der Vererbung von Diabetes Typ 1

Eine Diabetes Typ 1 Veranlagung besteht, wenn Gene verändert sind, die für bestimmte Proteine der Immunabwehr codieren. Auch wenn die familiäre Prädisposition bei der Diabetes-Variante eine Rolle spielt, sind bei bis zu 85 Prozent der Typ-1-Diabetiker:innen in der Familie keine weiteren Erkrankungsfälle bekannt.

Was das Risiko einer Vererbung betrifft, existieren folgende Angaben: Frauen, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, vererben die Veranlagung mit bis zu 4-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Männer, die an der Erkrankung leiden, geben die Anlagen mit bis zu 9-prozentiger Wahrscheinlichkeit weiter. Sind beide Eltern betroffen, liegt das Risiko für die Nachkommen bei etwa 20 Prozent. Ist ein Zwilling eines eineiigen Zwillingspaares betroffen, gilt für den anderen Zwilling ein Risiko von 50 bis 70 Prozent. Für Geschwister, die keine Zwillinge sind, beträgt das Risiko etwa sieben bis zehn Prozent [1, 2, 7].

Ist Diabetes Typ 2 vererbbar?

Ja, für Diabetes Typ 2 kann eine genetische Veranlagung bestehen. Es gibt zwei grundlegende Mechanismen, in denen genetische Störungen auftreten können. Dies betrifft die Insulinsekretion in der Bauchspeicheldrüse und die Insulinwirkung im Gewebe. Insulin wird dann nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt und/oder die Körperzellen reagieren nicht mehr ausreichend auf den Botenstoff Insulin (Insulinresistenz). Wie beim Diabetes Typ 1 existieren diverse Risikogene.

Im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen zum Beispiel Gene, die bei der Insulinsekretion oder -wirkung eine Rolle spielen. Das familiäre Auftreten der Erkrankung hat bei Diabetes Typ 2 eine größere Bedeutung auf die Krankheitsentstehung als bei Diabetes Typ 1. Insbesondere beim Typ 2 Diabetes sind äußere Einflüsse für die Krankheitsentstehung oder -vermeidung entscheidend, siehe dazu folgende Tabelle  [2, 3, 8]:

Beeinflussbare Faktoren:Nicht (direkt) beeinflussbare Faktoren:
Erhöhtes KörpergewichtHöheres Alter
Körperliche InaktivitätErbliche Vorbelastung
ErnährungsweiseUmweltfaktoren
Ungesunder Lebensstil Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Kortison, Antidepressiva, Blutdrucksenker)
AlkoholgenussRauchenDepression oder FettleberErhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfette

Risiko der Vererbung von Diabetes Typ 2

Bei dem Typ-2-Diabetes spielt die familiäre Prädisposition eine bedeutendere Rolle als bei Diabetes Typ 1. Ist ein Elternteil betroffen, liegt das Risiko für die Nachkommen zwischen 40 und 50 Prozent, die Erkrankung ebenfalls zu entwickeln. Sind beide Elternteile erkrankt, findet sich eine Wahrscheinlichkeit zwischen 70 und 80 Prozent. Gerade bei Diabetes Typ 2 sind Lebensführung und Ernährung bei der Erkrankungsentstehung entscheidend. Die Art der Ernährung oder wie oft Sport getrieben wird, ist innerhalb einer Familie oft ähnlich. Die Umstellung der Gewohnheiten bietet daher einen Präventionsansatz und kann das Risiko senken [2, 5, 6].

Eigene Abbildung nach diabinfo.de

Ist Schwangerschaftsdiabetes vererbbar?

Während einer Schwangerschaft kommt es aufgrund hormoneller Einflüsse zu einem Absinken der Insulinempfindlichkeit. Die Plazenta produziert Hormone, die dem Insulin entgegenwirken. Ist die kompensatorische Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse nicht hoch genug, entstehen nach Mahlzeiten Hyperglykämien. Auftreten kann ein Schwangerschaftsdiabetes ab etwa der 20. Woche. Die Diagnose erfolgt mittels Screening-Test und Glukose-Toleranz-Test. Auch für Schwangerschaftsdiabetes kann eine genetische Veranlagung vererbt werden. Risikofaktoren für das Auftreten der Erkrankung sind [2, 3]:

  • bestehendes Übergewicht
  • bestehende Diabetes-Erkrankung
  • Schwangerschaftsdiabetes in vorheriger Schwangerschaft
  • familiäre Prädisposition

Das Risiko, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, ist höher für Frauen mit Eltern oder Geschwistern, bei denen eine Diabetes-Erkrankung vorliegt. Ist es in einer vorherigen Schwangerschaft zu einem Schwangerschaftsdiabetes gekommen, besteht ein bis zu 70-prozentiges Risiko, dass die Erkrankung in einer Folgeschwangerschaft wieder auftritt.

➚ Hier erfährst du mehr über Schwangerschaftsdiabetes.

Diabetes-Risiko senken

Die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 kann durch mehrere Faktoren verzögert und sogar verhindert werden. Hierzu zählt insbesondere ein gesunder Lebensstil, wie z. B. die Normalisierung des Körpergewichts, eine moderate Alltagsbewegung und eine vollwertige ausgewogene Ernährungsweise.  

Wenn du wissen möchtest, wie es um dein Diabetesrisiko steht: Findest du hier einen anerkannten und einfachen Test. Dieser gibt dir Auskunft über die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 10 Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Solltest du bereits den Verdacht haben an Diabetes erkrankt zu sein, hole dir unbedingt medizinischen Rat ein.

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