Prädiabetes: Vorstufe von Diabetes Typ 2

Bei Prädiabetes ist der Blutzuckerspiegel bereits erhöht, aber nicht hoch genug, um als Diabetes eingestuft zu werden. Er ist die Vorstufe von Diabetes Typ 2.

Was ist Prädiabetes?

“Prädiabetes ist ein Risikozustand – keine Krankheit.” (Prof. Dr. Andreas Fritsche) Menschen mit Prädiabetes haben ein erhöhtes Risiko, zukünftig an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Rund 70 % der Personen mit Prädiabetes entwickeln im Laufe ihres Lebens einen Diabetes Typ 2 [3]. Geschätzt haben etwa 10 % der Deutschen diese Vorstufe, doch viele wissen davon nichts [1]. Prädiabetes ist meistens symptomfrei.

Bei Prädiabetes ist die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse noch nicht beeinträchtigt. Er lässt sich meist durch regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und Gewichtsreduktion behandeln. Einige Faktoren wie Übergewicht, eine hochkalorische, zuckerreiche Ernährung, ein ungesunder Lebensstil sowie eine genetische Veranlagung können das Risiko für Prädiabetes erhöhen.

Eine Prädiabetes-Erkrankung solltest du ernst nehmen und frühzeitig dagegen vorgehen. Dadurch senkst du das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. 

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Wie wird Prädiabetes festgestellt?

Prädiabetes kann durch eine Blutzuckermessung festgestellt werden. Er wird nach einem mindestens achtstündigen Fasten und morgens vor dem Frühstück bestimmt. Liegen die Werte zwischen 100 und 125,9 mg/dl (5,6 – 6,9 mmol/l), besteht ein Prädiabetes. [4]

Ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) zeigt, wie gut der Körper Zucker verarbeitet und wie schnell der Blutzuckerspiegel nach der Einnahme von Zucker ansteigt und wieder abfällt. Er ist ein Standardtest in der Diabetesdiagnostik. Dazu wird der Nüchternblutzucker bestimmt. Danach trinkst du schnell eine Glukose-Lösung, die 75 g Glukose in 250–300 ml Wasser enthält. Im Anschluss wird der Blutzucker gemessen. Zwei Stunden später wird erneut der Blutzucker gemessen. Prädiabetes liegt vor, wenn dieser Wert zwischen 140 und 199,9 mg/dl (7,8–11,1 mmol/l) liegt. Dies zeigt, dass dein Körper nicht in der Lage ist, deinen Blutzuckerspiegel innerhalb von zwei Stunden in einen normalen Bereich zurückzuführen. [4]

Ein Wert, der jederzeit im Blut bestimmt werden kann, ist der Langzeitblutzuckerwert, der HbA1c. Damit ist eine Aussage über den Blutzuckerspiegel im Verlauf der vergangenen drei Monate möglich. Zucker lagert sich an unseren roten Blutfarbstoff an. Der HbA1c zeigt, an wie viel Prozent unseres roten Blutfarbstoffes Zucker gebunden ist. Je mehr Zucker über einen längeren Zeitraum in unserem Blut ist, desto höher ist der HbA1c. Bei Prädiabetes liegt der Wert zwischen 5,7–6,4 %. [4]

Anzeichen für Prädiabetes

Bei vielen Betroffenen verläuft Prädiabetes symptomfrei. Manchmal können jedoch milde Symptome auftreten, die denen von Diabetes Typ 2 entsprechen:

  • vermehrter Durst und entsprechend häufigeres Wasserlassen
  • starke Müdigkeit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit
  • gesteigertes Hungergefühl 
  • häufigeres Auftreten von Infektionen
  • Kribbeln in Händen oder Füßen
  • Schwindelanfälle

Da die Symptome unspezifisch sind, können sie auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Wenn jedoch eines oder mehrere dieser Symptome bei dir auftreten, hole dir ärztlichen Rat ein. Ein Blutzuckertest hilft, eine Prädiabetes Erkrankung frühzeitig festzustellen und zu behandeln.  

Risikofaktoren für Prädiabetes 

Es gibt einige Faktoren, die das Risiko für Prädiabetes und Diabetes Typ 2 erhöhen. Einer davon ist Übergewicht bzw. Adipositas. Von Prädiabetes betroffen sind häufig Personen mit einem BMI über 25, einem hohen Blutdruck und erhöhten Blutfettwerten. Auch mangelnde körperliche Aktivität kann das Diabetesrisiko erhöhen, genauso wie eine Ernährung, die reich an einfachen Kohlenhydraten, insbesondere Zucker und gesättigten Fetten ist. Andererseits kann eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Proteinen und Vollkornprodukten das Risiko für Prädiabetes senken. 

Die Krankheitshäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter ab 45 Jahren deutlich an. Am häufigsten sind 65- bis 75-Jährige betroffen. [5]

Auch Raucher:innen haben ein größeres Risiko. Das hängt mit dem Einfluss von Nikotin auf den Zuckerstoffwechsel zusammen.

Folgerisiken von Prädiabetes

Prädiabetes erhöht das Risiko für eine Vielzahl von Folgeerkrankungen, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Hier sind einige der häufigsten Folgerisiken von Prädiabetes:

  • Entwicklung von Diabetes Typ 2 
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere Gefäßerkrankungen 
  • Nierenerkrankungen, denn eine chronisch erhöhte Glukosekonzentration im Blut kann die Nierenfunktion beeinträchtigen
  • Nervenschäden können durch chronisch hohen Blutzuckerspiegel verursacht werden, die zu Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in den Händen und Füßen führen können
  • Augenerkrankungen, wie Diabetische Retinopathie, die zur Erblindung führen kann

Ist Prädiabetes heilbar?

Die gute Nachricht: Prädiabetes ist häufig heilbar, wenn er frühzeitig erkannt und behandelt wird. Durch Änderungen des Lebensstils, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion kannst du das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 und andere Folgeerkrankungen deutlich reduzieren. Zu den Lebensstilveränderungen gehört neben mehr Bewegung vor allem eine Ernährungsumstellung. 

Doch nicht immer kannst du bei Prädiabetes die Blutzuckerwerte nur durch eine Lebensstiländerung senken. In einigen Fällen sind Medikamente erforderlich, um die Blutzuckerwerte zu kontrollieren. Es ist wichtig, regelmäßig den Blutzucker zu überwachen und die ärztlichen Kontrolltermine wahrzunehmen.

Prädiabetes richtig behandeln

Durch die richtige Behandlung von Prädiabetes kann ein Diabetes Typ 2 verhindert werden.

Verändere deinen Lebensstil hin zu einer ausgewogenen Ernährung mit regelmäßiger körperlicher Aktivität. Bei vor allem bauchbetontem Übergewicht hilft eine Gewichtsabnahme, die Blutzuckerwerte zu senken [6]. Auch anhaltend viel Stress begünstigt hohe Blutzuckerwerte. Versuche, deine Stressauslöser zu finden und zu reduzieren.

Am besten hat sich eine Ernährungsumstellung bewährt. Verschiedene Studien zeigen,  dass die Mittelmeerernährung [7, 8] eine besonders positive Wirkung auf den Blutzucker hat. Auch die empfohlene Ernährung bei Diabetes entspricht dieser Ernährungsweise. Die Hauptkomponenten darin sind reichlich Gemüse, ergänzt durch Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Milchprodukte und pflanzliche Öle. Meeresfrüchte und Fisch kommen häufig vor, Fleisch seltener. Backwaren und Nudeln sollten Vollkornmehl statt weißem Mehl enthalten.

Kontrolle der Prädiabeteswerte

Bei Prädiabetes empfiehlt sich eine jährliche Kontrolluntersuchung der Blutzuckerwerte. Hast du das Gefühl, der Prädiabetes hat sich verschlechtert, hole dir ärztlichen Rat ein.

Bei einem BMI über 25 und zusätzlich mindestens einem weiteren Risikofaktor, wird zu einer Wiederholung des Glukosetoleranztests alle drei Jahre geraten. Ab 35 Jahren in einem Abstand von drei Jahren kannst du bei deiner Hausarztpraxis einen Check-up durchführen lassen. Dazu gehört z. B. eine Ganzkörperuntersuchung und eine Blutabnahme (inkl. Blutzucker). Er ist in den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen enthalten. Nimm dieses Angebot wahr und lass deine Blutzuckerwerte kontrollieren, auch wenn du bisher keinen Prädiabetes hast.

Quellen

[1] Schmitt VH, Leuschner A, Junger C, et al.: Cardiovascular profiling in the diabetic continuum: results from the population-based Gutenberg Health Study. Clin Res Cardiol 2022; 111: 272–83.
[2] Schlesinger S, Neuenschwander M, Barbaresko J, et al.: Prediabetes and risk of mortality, diabetes-related complications and comorbidities: umbrella review of meta-analyses of prospective studies. Diabetologia 2022; 65: 275–85.
[3] Tabák AG, Herder C, Rathmann W, Brunner EJ, Kivimäki M: Prediabetes: a high-risk state for diabetes development. Lancet 2012; 379(9833): 2279–2290.
[4] Stefan, Norbert. Prädiabetes – eine Krankheit? Die Diabetologie, 2022; 1-8.
[5] Irene Mlekusch: Prädiabetes: Die letzte Chance. Österreichische Ärztezeitung 2020; Nr. 7.
[6] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Einfluss einzelner Lebensmittelgruppen auf das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. DGEInfo (6/2017) 82-84.
[7] Schwingshackl, L., Missbach, B., König, J. and Hoffmann, G.: Adherence to a Mediterranean diet and risk of diabetes: a systematic review and meta-analysis, Public Health Nutrition. Cambridge University Press, 2018; 18(7), 1292–99.
[8] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Mittelmeer-Diät wirkt bei Diabetes mellitus Typ 2 besonders günstig. DGEInfo (4/2018) 53-55.

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