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ToggleGestationsdiabetes: Was hat das zu bedeuten?
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, tritt in der Schwangerschaft auf. Der Blutzuckerspiegel der werdenden Mutter ist zu hoch – der Körper schafft es nicht, den Blutzucker ausreichend zu senken. Obwohl Diabetes meist mit der Entbindung wieder verschwindet, bringt ein ständig erhöhter Blutzuckerspiegel Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind mit sich.
- Für die werdende Mutter entsteht ein leicht gesteigertes Risiko für Harnwegs- und vaginale Infektionen. Das Risiko einer Frühgeburt ist erhöht.
- Die Wahrscheinlichkeit für einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck und Depressionen steigt.
- Langfristig haben Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ein bis zu 60 % erhöhtes Risiko, im Laufe des Lebens Diabetes Typ 2 zu entwickeln.
- Die Wahrscheinlichkeit, nach der Schwangerschaft ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, ist erhöht – das geht unter anderem mit einem höheren Risiko für Erkrankungen am Herzen einher.
- Auch beim Kind können gesundheitliche Folgen aufgrund eines Gestationsdiabetes der Mutter auftreten – z. B. ein erhöhtes Geburtsgewicht, was zu Geburtskomplikationen führen kann
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann gesundheitliche Auswirkungen mildern oder verhindern. Viele Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes erleben eine unkomplizierte Schwangerschaft und bringen ein gesundes Kind zur Welt. [2]
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Symptome bei Schwangerschaftsdiabetes
Viele Frauen erleben keinen verstärkten Leidensdruck durch Diabetes. Erst wenn die Blutzuckerwerte lange Zeit stark erhöht sind, können Anzeichen wie beim Diabetes Typ 2 kommen:
- Müdigkeit
- Schwächegefühl
- erhöhter Durst
- gesteigerter Harndrang
Häufig werden diese Symptome als Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft gewertet. Deshalb erhält jede Schwangere, die in ärztlicher Betreuung ist, in der Mitte der Schwangerschaft, einen Blutzuckertest. Bei Frauen mit erhöhtem Risiko (z. B. bei Übergewicht) sollte so früh wie möglich auf Diabetes getestet werden [1, 2].
Zuckertest in der Schwangerschaft
Standardmäßig wird bei jeder Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Diabetes Screening durchgeführt. Das Screening ist ein sogenannter Zuckertest.
Die Schwangere trinkt eine Zuckerlösung, die sich schnell im Blutzuckerspiegel bemerkbar macht. Nach einer Stunde wird der Blutzucker gemessen. Bei einer gesunden Frau verarbeitet der Körper den Zucker, sodass der Blutzuckerspiegel wieder im Normalbereich liegt. Ist der Wert über einer gewissen Grenze, wird eine weitere Form des Zuckertests – der orale Glukosetoleranztest – durchgeführt. Wird auch hier die Höchstgrenze überschritten, liegt ein Gestationsdiabetes vor. [1]
(Grenz-) Wert zur Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes
Der routinemäßige Zuckertest wird unabhängig von Tageszeit und vorheriger Nahrungsaufnahme durchgeführt. Der Blutzuckerwert wird aus dem venösen Blut gemessen. Eine Stunde nachdem die Zuckerlösung getrunken wurde, ist der Blutzuckerspiegel bei einem funktionierenden Stoffwechsel wieder gesunken.
Ist zu wenig Insulin vorhanden oder wirkt das Hormon nicht richtig, kann der Zucker nicht ausreichend in die Zellen transportiert werden – der Blutzucker bleibt erhöht. Der Grenzwert beträgt ≥ 135 mg/dl (7,5 mmol/l). Wird diese Grenze überschritten, wird ein weiterer komplexerer Zuckertest durchgeführt. Wenn dieser ebenfalls positiv ausfällt, wird ein Gestationsdiabetes diagnostiziert. Einige Expert:innen empfehlen zusätzlich zu dem oben beschriebenen Test, den Blutzuckerwert im nüchternen Zustand zu messen. [1]
Wie entsteht ein Schwangerschaftsdiabetes?
Es wird angenommen, dass Gestationsdiabetes ähnliche Ursachen wie Diabetes Typ 2 hat – dazu zählen Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung. Zudem steigt während der Schwangerschaft der Energiebedarf des Körpers. Hormone erhöhen den Blutzuckerspiegel und reduzieren gleichzeitig die Wirkung von Insulin, was als physiologische Insulinresistenz bezeichnet wird. Normalerweise kompensiert der Körper diese Veränderungen durch eine gesteigerte Produktion von Insulin. Bei Schwangerschaftsdiabetes funktioniert dieser Ausgleichsmechanismus jedoch nicht richtig.
Übergewichtige Frauen erkranken häufiger an Gestationsdiabetes als Frauen ohne erhöhtes Körpergewicht. Auch ein erhöhtes Alter der Schwangeren oder wenn ein Elternteil der werdenden Mutter an Diabetes Typ 2 erkrankt ist, begünstigen Schwangerschaftsdiabetes. [2]
Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes
Die Behandlung von Gestationsdiabetes zielt darauf ab, den Blutzuckerspiegel der schwangeren Frau zu kontrollieren und das Wohlbefinden von Mutter und Kind zu gewährleisten. Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist die Anpassung der Ernährung.
Ernährung
Blutzuckerwerte werden durch unsere Nahrung beeinflusst. Ballaststoff- und proteinhaltige Lebensmittel beeinflussen den Blutzucker positiv. Das sind z. B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Kichererbsen, Nüsse und Gemüse. Diese Lebensmittel haben zudem einen hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Stark verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel lassen den Blutzucker schnell und stark ansteigen. Sie sollten in Maßen und bevorzugt zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Je 2–3 vollwertige Haupt- und Zwischenmahlzeiten werden empfohlen. Bei hohen Blutzuckerwerten am Morgen sollte das Frühstück kohlenhydratarm gestaltet werden. [1]
Bewegung
Zusätzlich hilft es, regelmäßige körperliche Aktivität in den Tagesablauf zu integrieren. Bewegung steigert die Insulinsensitivität, wodurch Insulin effizienter vom Körper genutzt werden kann. Der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem wird die Belastbarkeit während der Schwangerschaft und Geburt verbessert. Es ist ratsam, unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und möglicher Kontraindikationen, regelmäßige Bewegung während der Schwangerschaft beizubehalten oder frühzeitig zu beginnen.
Bewegung kann bereits durch Alltagsaktivitäten integriert werden, wie beispielsweise das Erledigen von Wegen zu Fuß anstelle des Autos oder das Nutzen von Treppen anstelle des Fahrstuhls. Zusätzlich sind sportliche Aktivitäten wie Ausdauer- und Krafttraining empfehlenswert. Eine individuelle Beratung durch Fachpersonal (z. B. Bewegungsexpert:innen) ist bei Bedarf ratsam. Ein unkomplizierter Weg, regelmäßige Bewegung zu gewährleisten, ist ein täglicher 30-minütiger Spaziergang in zügigem Tempo. Zudem ist es vorteilhaft, direkt nach einer Mahlzeit aktiv zu werden – was sich als besonders förderlich für Menschen mit Diabetes erweist. [1]
Blutzuckerwerte beobachten
Werdende Mütter mit Gestationsdiabetes sollten die Blutzuckerwerte im Auge behalten. So kann kontrolliert werden, ob die Umstellung auf regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene und vollwertige Ernährung ausreichend ist. In den meisten Fällen sinken bei konsequenter Umsetzung die Blutzuckerwerte wieder, ohne dass es einer medikamentösen Therapie bedarf. [1, 2]
Medikamente
Wenn der Blutzuckerspiegel durch die Anpassung des Lebensstils nicht sinkt, ist eine medikamentöse Therapie mit Insulin unumgänglich. In einigen Fällen – z. B. bei besonders hohen Blutzuckerwerten – wird direkt zu einer Insulintherapie geraten. Wird Insulin gespritzt, gibt es regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Sie tragen dazu bei, potenzielle Risiken zu minimieren und die bestmöglichen Ergebnisse für Mutter und Kind zu erzielen. [1]
Wie kann ich Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen?
Vor allem die Vermeidung von Übergewicht vor und während der Schwangerschaft minimiert das Risiko für Gestationsdiabetes [2]. Ein ausgewogener Lebensstil hilft, das Risiko für Übergewicht und Diabetes zu senken. Was ein ausgewogener Lebensstil ist, erfährt du hier:
Regelmäßige Bewegung
Regelmäßige Bewegung ist entscheidend, um die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten. Dazu zählt nicht nur das gezielte Training im Fitnessstudio. Bereits Alltagsaktivitäten leisten einen positiven Beitrag. Das bewusste Einbauen von Bewegung in den Alltag, wie Treppensteigen, Radfahren oder zügiges Gehen, fördert die Gesundheit, beugt Übergewicht vor und verbessert die allgemeine Fitness. Darüber hinaus spielen Ausdauer- und Krafttraining eine wichtige Rolle. Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren stärken das Herz-Kreislauf-System, während Krafttraining die Muskulatur kräftigt und die Insulinsensitivität erhöht. Die Kombination aus Alltagsaktivitäten, Ausdauer- und Krafttraining unterstützt eine umfassende Fitness und trägt dazu bei, den Körper funktionsfähig und widerstandsfähig zu halten. Folgende Tipps helfen, um in Bewegung zu kommen:
- Regelmäßige Termine vereinbaren
- Zeit für Bewegung zunächst kurz halten: z. B. tägliche 5–10 minütigen Bewegungseinheiten
- Mit Freund:innen oder Familie zum Bewegen verabreden
Jede noch so kleine Bewegung mehr am Tag ist wirkungsvoll!
Reduzierung von Stress
Unter stressigen Bedingungen ist es schwieriger, gesunde Gewohnheiten im Alltag zu etablieren und beizubehalten. Zudem erhöht Stress den Blutzuckerspiegel. Ein effektives Stressmanagement kann Abhilfe schaffen. Hierzu gehören z. B. eine achtsame Lebensführung, das Festlegen von Prioritäten und bewusste Entspannungstechniken.
Ballaststoffhaltige, fett- und zuckerarme Ernährung
Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährungsweise, die sich auf möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel stützt, hilft, das Risiko für Übergewicht und Diabetes zu senken. Zu den empfehlenswerten Nahrungsmitteln zählen z. B.:
- Vollkornprodukte,
- Hülsenfrüchte,
- Nüsse, Samen,
- Gemüse und auch
- Obst mit niedrigem Zuckergehalt.
Die Vorteile liegen in ihrem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen sowie ihrem reichlichen Anteil an Ballaststoffen und komplexen Kohlenhydraten. Diese Ernährungsform wirkt sich sowohl kurz- als auch langfristig positiv auf den Blutzuckerspiegel aus. Lebensmittel, die stark verarbeitet sind oder einen hohen Zuckergehalt aufweisen, sollten eine Ausnahme bleiben.
Angemessener Tabak- und Alkoholkonsum vor der Schwangerschaft
Regelmäßiger, hoher Alkoholkonsum unterstützt durch die hohe Anzahl an Kalorien eine Gewichtszunahme. Zudem kann es zu einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse kommen – dem Organ, das für die Produktion von Insulin verantwortlich ist. Außerdem sorgen Alkohol und Nikotin für starke Blutzuckerschwankungen. Regelmäßiges Rauchen begünstigt Diabetes. Abseits der erhöhten Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken, birgt regelmäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum erhebliche Risiken für die Gesundheit des ungeborenen Kindes.
Quellen
[1] Schäfer-Graf, U., Laubner, K., Hummel, S., Gembruch, U., Groten, T., Kainer, F., … & Bührer, C. (2020). Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge–Praxisempfehlung–Kurzfassung der S3-Leitlinie (AWMF-Registernummer: 057-008). Diabetologie und Stoffwechsel, 15, S101-S111.
[2] Schwangerschaftsdiabetes – Was ist das? (n.d.). https://www.diabinfo.de/leben/schwangerschaftsdiabetes/krankheitsbild-und-symptome.html [Zugriff am 24.01.2024]