Überzuckerung (Hyperglykämie) bei Diabetes

Die Hyperglykämie (Überzuckerung) ist eine häufige Komplikation bei Diabetes mellitus. Die hohen Glukosegehalte im Blut führen zu Symptomen wie starkem Durst, vermehrtem Harndrang, Übelkeit und Verwirrtheit. Erfahre hier, wie du den Blutzucker senken kannst.

Definition Hyperglykämie

Die Hyperglykämie (Überzuckerung) ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Glukosegehalt im Blut. Mit einem Blutzuckermessgerät oder durch eine Blutuntersuchung über deine Hausarztpraxis lässt sich der Blutzucker bestimmen. Als Normalwert gilt ein Nüchternblutzucker von unter 100 mg/dl. Definitionsgemäß liegt eine Hyperglykämie vor, wenn die Nüchternmessung Werte über 126 mg/dl ergibt. [1]

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Nimmst du Nahrung zu dir, steigt dein Blutzucker an. Die Kohlenhydrate aus den Lebensmitteln werden im Verdauungstrakt zerlegt und als Glukose über die Darmwand ins Blut geschleust. Bei gesunden Menschen führt dies zu einer genau abgestimmten Ausschüttung von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse. Das Insulin bindet an Rezeptormolekülen, wodurch Glukosetransporter aktiviert werden. Diese bringen die Glukose in die Körperzellen, wo sie der Energiegewinnung dienen. 

Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist dieser Prozess gestört. Der Blutzucker reguliert sich nicht von selbst und auch mehrere Stunden nach der Nahrungsaufnahme sind die Werte deutlich erhöht. Eine Hyperglykämie liegt vor, wenn du zwei Stunden postprandial (nach einer Mahlzeit) einen Blutzuckerwert von über 200 mg/dl misst. Normal wäre ein Wert unter 140 mg/dl.

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Welche Ursachen hat eine Überzuckerung bei Diabetes?

Charakteristisch für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sind chronisch erhöhte Blutzuckerwerte. Bereits bei einem Nüchternblutzucker zwischen 100-126 mg/dl sprechen Mediziner:innen von einer gestörten Glukosetoleranz. Wird die Erkrankung nicht behandelt, können sich schwere Hyperglykämien einstellen. Die Ursachen für die Überzuckerung bei Diabetes sind eine verminderte Insulinproduktion bzw. eine verminderte Insulinwirkung.

Mediziner:innen unterscheiden hier zwischen einem Diabetes Typ 1 und einem Diabetes Typ 2. Bei dem Typ-1-Diabetes liegt eine Autoimmunreaktion vor. Die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse werden nach und nach zerstört, wodurch es zu einem absoluten Insulinmangel kommt. Der Typ-2-Diabetes ist gekennzeichnet durch eine periphere Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse liefert weiterhin Insulin, die Wirkung an den Zellen ist jedoch herabgesetzt (relativer Insulinmangel). Ohne Insulin oder bei einer gestörten Insulinwirkung kann die Glukose nicht in die Zellen gelangen und verbleibt im Blut.

Aber nicht nur bei einem unbehandelten Diabetes besteht das Risiko für eine Hyperglykämie. Auch wenn die Zuckerkrankheit bereits bekannt ist und – zum Beispiel mit Insulin – therapiert wird, können Überzuckerungen auftreten. Folgende Situationen sind mögliche Gründe: [2]

  • Kalorienaufnahme nicht auf die Insulingabe abgestimmt
  • Fehler bei der Applikation des Insulins
  • Stress- oder Krankheitssituationen
  • Behandlung mit bestimmten Medikamenten (z. B. Glukokortikoide)
  • Veränderung im Tagesablauf/Inaktivität

Risiken einer Hyperglykämie

Die Überzuckerung bei einem Diabetes mellitus ist mit Risiken verbunden. Sehr stark erhöhte Glukosegehalte im Blut führen zu einem hyperglykämischen Koma, das sich je nach Diabetes-Typ eher als diabetische Ketoazidose bzw. als hyperglykämisch-hyperosmolares Koma manifestiert. Typisch für diese lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung sind Blutzuckerwerte ab 400-600 mg/dl.

➚ Lies mehr über das diabetische Koma.

Neben der akuten Gefahr eines diabetischen Komas können unbehandelte Hyperglykämien zu Gefäß- und Nervenschäden führen. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erhöht sich. Auch Schäden an Nieren oder Augen sowie Sensibilitätsstörungen an Armen und Beinen  sind häufige Komplikationen einer chronischen Überzuckerung. Weiterhin kann die Wundheilung gestört und die Anfälligkeit für Infektionen erhöht sein. [2]

Hyperglykämie erkennen – Symptome der Überzuckerung

Um bei einer Überzuckerung schnell reagieren zu können, solltest du lernen, die Anzeichen zu erkennen. Die folgenden Symptome werden bei moderaten bis schweren Hyperglykämien beobachtet: [2]

  • starker Durst
  • erhöhte Urinausscheidung
  • Austrocknung
  • Abgeschlagenheit
  • Verwirrtheit
  • Appetitlosigkeit/Übelkeit/Erbrechen
  • verschwommenes Sehen
  • acetonartiger Mundgeruch

Behandlung der Hyperglykämie

Die Hyperglykämie bei Diabetes mellitus lässt sich mit einer Insulingabe oder durch die Einnahme oraler Antidiabetika behandeln. Um die richtige Therapieeinstellung zu erreichen, sind regelmäßige Kontrollen des HbA1c-Wertes sowie des Glukosegehaltes in Blut und Urin nötig. Schwere Hyperglykämien oder das diabetische Koma erfordern eine intensivmedizinische Betreuung. Neben einer Insulintherapie müssen der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt korrigiert werden. Dafür ist eine aggressive Infusionstherapie erforderlich und auch die Insulingabe erfolgt in der Regel zunächst über eine kontinuierliche Infusion. [1]

Im Notfall: Maßnahmen bei hohen Blutzuckerwerten

Leidest du an einem Diabetes mellitus und treten bei dir klinische Anzeichen einer Hyperglykämie auf, solltest du eine Blutzuckermessung durchführen. Ist dein Glukosewert höher als sonst, kannst du mit einer gesteigerten körperlichen Aktivität oder einer gesteigerten Flüssigkeitsaufnahme versuchen, leichte Hyperglykämien auszugleichen. 

Für die Flüssigkeitsaufnahme eignen sich zum Beispiel Wasser oder ungesüßte Kräutertees. Zudem ist es wichtig, auf eine weitere Kohlenhydrataufnahme zu verzichten. Reguliert sich der Blutzucker nicht, verabreichst du nach deinem Notfallplan oder nach Anleitung deiner Ärzt:innen zusätzlich Insulin. Genügt auch das nicht, um den Blutzuckerspiegel zu senken, zögere nicht und ziehe notärztliche Hilfe hinzu. [3]

Was ist der Unterschied zwischen einer Hyperglykämie und einer Hypoglykämie?

Während sich bei der Hyperglykämie zu viel Glukose im Blut befindet, handelt es sich bei der Hypoglykämie um eine Unterzuckerung. Bei Diabetiker:innen tritt sie auf, wenn beispielsweise eine zu hohe Insulindosis gespritzt wurde. Symptome, die auf eine Hypoglykämie hindeuten, sind ein starkes Hungergefühl, Schwäche, Schweißausbrüche, Zittern, Reizbarkeit oder Nervosität.

➚ Hier liest du mehr über Hypoglykämie.

Wie lässt sich einer Hyperglykämie vorbeugen?

Einer Überzuckerung bei Diabetes lässt sich vorzubeugen, indem du auf deine Ernährung achtest. Auch körperliche Aktivität hat einen großen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Engmaschige Blutzuckerkontrollen geben dir Sicherheit, dass du mit deinen Werten im Normbereich bleibst. [2]

Wie erfolgt die Diagnose einer Hyperglykämie?

Die Diagnose „Hyperglykämie“ kann über die Messung des Nüchternblutzuckers oder über die Messung des postprandialen Blutzuckers erfolgen. Auch ein oraler Glukosetoleranztest oder die Bestimmung des HbA1c-Wertes sind mögliche diagnostische Mittel. Eine Hyperglykämie lässt sich auch mit einem Urintest nachweisen, wenn die Nierenschwelle für Glukose überschritten ist (Blutzuckerwerte ab 150 mg/dl). [2]

Quellen

[1]  Diagnosis and classification of diabetes mellitus
[2] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes – Langfassung. Version 3.0. 2023 [cited:13.06.23]. DOI: 10.6101/AZQ/000503. https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-001l_S3_Typ-2-Diabetes_2023-05.pdf
[3] Diabetes Mellitus, Acute Hyperglycemia, and Ischemic Stroke – PMC

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